Das Gleichnis von den fünf klugen und den fünf törichten Jungfrauen ist altbekannt. Die Botschaft Jesu an uns ist, stets vorausschauend zu handeln - auch was das Himmelreich Gottes betrifft. Wer schon im Leben den Weg hierfür ebnet, gelangt schließlich hinein. Mehr dazu von Domdekan Hans Bauernfeind in seiner Predigt zum 32. Sonntag im Jahreskreis am 12. November 2023.
Wir kannten weder den Tag noch die Stunde. Aber wir hatten eine Vorahnung. Die einen waren vorbereitet, die anderen nicht. Die Probe ereilte uns wie eine dicke Überraschung – oder auch nicht. Das war die wiederkehrende Erfahrung, die wir als Schüler machten. Vermutlich ist es heute auch noch so. Klug waren diejenigen, die sich auf eine Extemporale vorbereitet hatten. Die anderen waren nicht klug. So konnte dir eine gute Note entgehen. Stattdessen wurde das Notenkonto mit schlechten Zahlen belastet.
Jesus erzählt heute das Gleichnis von den fünf klugen und den fünf törichten Jungfrauen. Da geht es ähnlich zu – wie an der Schule. Sie warten auf den Bräutigam. Die Klugen unter ihnen nehmen Lampen mit und haben vorausschauend Öl zum Nachfüllen dabei. Die Törichten haben zwar Lampen, kümmern sich aber nicht um das Öl. Da passiert es. Der Bräutigam kommt in der Nacht. Den törichten Jungfrauen geht das Öl aus. Panisch betteln sie bei den klugen. Aber diese sagen, dass sie dann ihrerseits kein Öl mehr hätten. Sie sollen doch beim Händler welches besorgen. Das tun sie. Währenddessen begrüßen die klugen Jungfrauen den Bräutigam und er nimmt sie mit ins Haus. Das ist eine Ehre. Denn sie begleiten die Braut. Die anderen aber bleiben draußen vor der Tür.
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Jesus sagt, so verhält es sich auch mit dem Himmelreich Gottes. Wer dazu gehört, ist vorausschauend wie die klugen Jungfrauen. Klug ist, wer wachsam ist – offen und bereit, mit Gott verbunden zu sein und zu handeln. Wer im Alltag einübt, zu ihm gehören, wer mit ihm spricht, zu ihm betet, sein Wort bedenkt, der oder die merkt, jetzt – in diesem Augenblick – als Christ/Christin gefragt zu sein. Dann vermag es zu gelingen, jemandem in seiner Lage den Himmel zu öffnen, ein gutes Wort zuzusprechen, die Hand zu reichen oder ihn zu segnen – einfach da zu sein. Genau dann bezeuge ich im rechten Augenblick meine Gemeinschaft mit Jesus Christus, mit seinem Vater im Himmel und dem Heiligen Geist. Genau dann handle ich so, wie Gott mich ruft, jetzt für ihn und mit ihm zu handeln. Genau so erfährt jemand durch mich das Himmelreich Gottes. Jesus sagt: Wer so wachsam, so offen und bereit ist, handelt klug in den Augen Gottes. Für Jesus gilt: Kluge Christen und Christinnen braucht das Land – unendlich viele.
Hans Bauernfeind
Domdekan