Das glauben wir

Not sehen!

Redaktion am 11.03.2022

220313 Predigt Niederlaender title Foto: Stefanie Hintermayr/pbp

Als Christen dürfen wir uns nicht auf den "Berg der Verklärung" zurückziehen, wie im Sonntagsevangelium geschrieben steht. Gott hat uns in die Welt hinein gesandt, damit wir offen sind für die Nöte der Welt - aktuell die der Menschen der Ukraine. Mehr dazu von Diakon Konrad Niederländer, Bischöflicher Beauftragter Diözesan-Caritasverband Passau, in seiner Predigt zum Caritassonntag am 13. März 2022.

Wir haben in den letz­ten Jah­ren und Jahr­zehn­ten eine Zeit erlebt, die immer mehr Fort­schritt und Wohl­stand gebracht hat, immer mehr Umsatz, immer mehr Gewin­ne, alles immer grö­ßer, schnel­ler, bes­ser und erfolgreicher…

Vor zwei Jah­ren hat uns ein klei­nes, unschein­ba­res Virus gezeigt, wie anfäl­lig und zer­brech­lich das alles ist. Die Coro­na-Pan­de­mie hat zu vie­len Ein­schrän­kun­gen, wirt­schaft­li­chen und gesell­schaft­li­chen Pro­ble­men und gesund­heit­li­chen Schä­den geführt, mit deren Fol­gen wir noch lan­ge zu kämp­fen haben. Seit weni­gen Tagen erle­ben wir einen unvor­stell­ba­ren Krieg in Euro­pa, direkt vor unse­rer Haus­tür. Men­schen ster­ben, flie­hen, haben Angst. Auch wir spü­ren die Fol­gen, auch wir haben Angst.

Im Evan­ge­li­um vom 2. Fas­ten­sonn­tag hören wir, dass Petrus drei Hüt­ten bau­en will. Er will die­sen gött­li­chen Moment der Ver­klä­rung fest­hal­ten. Er will sich ein­nis­ten oben auf dem Berg der Ver­klä­rung, auf dem Berg der Selig­keit. Und ich kann ihn ganz gut ver­ste­hen. Denn wer will nicht abge­ho­ben und frei sein von die­sen Sor­gen und dem Leid der Welt mit all ihren Pro­ble­men, vom per­sön­li­chen und pri­va­ten begin­nend bis hin zu die­sen glo­ba­len Kri­sen unse­rer Zeit.

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Wer will nicht Got­tes Nähe erfah­ren und spü­ren? Doch zugleich ruft die gött­li­che Stim­me mah­nend aus der Wol­ke: auf mei­nen aus­er­wähl­ten Sohn sollt ihr hören! Also kein Hüt­ten­bau und Rück­zug aus der Welt, son­dern run­ter vom Berg der Ver­klä­rung. Die­ser von Gott geschenk­te öster­li­che Blick über Not, Leid und das Kreuz hin­weg in den Him­mel hin­ein war für die Jün­ger eine Erfah­rung, die ihren Glau­ben und ihre Hoff­nung stär­ken soll­te. Aber nun geht es wie­der hin­ab ins Tal: in die Nie­de­run­gen des Lebens, in den All­tag der Men­schen, auch ins Tal der Kri­sen und Tränen.

Als Chris­tin­nen und Chris­ten kön­nen und dür­fen wir nicht weg­schau­en, uns zurück­zie­hen aus den Pro­ble­men und Nöten der Welt. Wenn wir im Evan­ge­li­um des Sonn­tags auf Jesus hören, dür­fen wir uns nicht auf einen Berg der Ver­klä­rung in eine spi­ri­tu­el­le Kuschel­ecke“ zurück­zie­hen. Nein, so geht christ­li­ches Leben und Kir­che sein nicht! Als Chris­ten und als Kir­che sind wir in die Welt hin­ein gesandt. Wir dür­fen Men­schen in ihrer Not nicht aus­wei­chen, dür­fen nicht weg­schau­en. Wir sol­len hin­schau­en, auch wenn es schwer fällt, manch­mal auch weh tut. Wie schmerz­lich ist in die­sen Tagen der Blick in die Ukrai­ne oder zu den geflüch­te­ten Men­schen. Als Chris­ten sind wir mit ihnen, mit den vie­len Hel­fern und Spen­dern ver­bun­den – in Gedan­ken, im Gebet. Papst Fran­zis­kus weiß, dass das gar nicht so selbst­ver­ständ­lich ist. Er for­dert uns alle auf: Geht an die Rän­der der Gesell­schaft, an die Rän­der der mensch­li­chen Existenz. 

In vie­len unse­rer Pfar­rei­en wird die­se Her­aus­for­de­rung ange­nom­men, es wer­den Hel­fer­krei­se gebil­det, kirch­li­che Grup­pie­run­gen und die Cari­tas orga­ni­sie­ren Hil­fe und Unter­stüt­zung. Immer, wo die­se Hil­fe Hand in Hand geht, zeigt sich, wie gut die Cari­tas ver­wur­zelt ist. Immer, wo das gelingt, bekommt die christ­li­che Nächs­ten­lie­be ein Pro­fil, ein Gesicht, Hän­de und Füße durch die beruf­li­chen und ehren­amt­li­chen Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter unse­rer Caritas. 

Ich dan­ke allen, die in der Cari­tas arbei­ten, bera­ten, pfle­gen, trös­ten und stär­ken, die unse­ren Glau­ben als geleb­te Cari­tas immer wie­der tat­kräf­tig bezeu­gen. Ich dan­ke den Samm­le­rin­nen und Samm­lern, allen Spen­dern und allen, die auf ihre Wei­se ande­ren die­sen öster­li­chen Blick über alle Not und alle Sor­gen hin­weg in den Him­mel hin­ein erspü­ren las­sen und auch uns dadurch stär­ken in Glau­be und Hoffnung.

Dia­kon Kon­rad Nie­der­län­der
Bischöf­lich Beauf­trag­ter
Vor­stand im Cari­tas­ver­band für die Diö­ze­se Pas­sau e.V.

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