
In Zeiten großer Trauer und Sorgen die Hoffnung und den Glauben nicht zu verlieren gehört zur höheren Lebenskunst. Die Lehre Jesu hilft uns Christen und spendet Mut, vor allem in schwierigen Lebenslagen. Mehr dazu von Generalvikar Josef Ederer in seiner Predigt zum 33. Sonntag im Jahreskreis am 13. November 2022.
Die Blätter fallen, vieles in der Natur stirbt ab, Nebel liegt oft wie ein Leichentuch über der Landschaft. Der Gräbergang an Allerheiligen, Allerseelen, der Volkstrauertag, all diese Gedenktage erinnern im November an Vergänglichkeit und Tod. Auch in der Liturgie klingen ernste, endzeitliche Töne an. Aus dem Mund Jesus hören wir: Es werden Tage kommen, an denen kein Stein auf dem andern bleibt. Er spricht von Kriegen und Unruhen. Es wird gewaltige Erdbeben und an vielen Orten Seuchen und Hungersnöte geben. Die Versuchung ist groß in den Krisen unserer Tage diese apokalyptischen Zeichen zu sehen.
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Wir erleben wieder einen furchtbaren Krieg in Europa. In vielen Orten in der Ukraine ist nach wochenlangen Kämpfen kein Stein auf dem anderen geblieben. Als Folge des Krieges breiten sich weltweit auch Hungersnöte aus. Die Angst vor dem Einsatz von Atomwaffen wächst. Dazu kommt bei vielen Menschen die Sorge im Blick auf steigende Lebenshaltungs- und Energiekosten und den immer spürbarer werdenden Folgen des Klimawandels. Bei nicht wenigen Menschen ist eine nachhaltige und bedrückende Corona-Traurigkeit geblieben. Mehr noch als die inzwischen viele Jahrzehnte zurückliegenden Weltkriege, als die Verbrechen des Holochaustund die Flucht und Vertreibung unzähliger Menschen damals, an die der Volkstrauertag erinnert, macht die heutige Situation die Menschen zu Trauernden. Diese Trauer des Volkes gilt es wahrzunehmen und ernstzunehmen.
In diese Trauer hinein gilt es aber auch, die Botschaft Gottes zu verkündigen: Lasst euch nicht erschrecken! Bleibt standhaft und ihr werdet das Leben gewinnen!, verheißt Jesus. “Trauert nicht wie die anderen, die keine Hoffnung haben!”, schreibt Paulus einmal im Blick auf die Verstorbenen und unseren Glauben an deren Auferstehung zum ewigen Leben. Der Glaube macht die Trauer nicht harmlos, aber er überwindet ihre Perspektiv- und Hoffnungslosigkeit und ermutigt zum Einsatz für Gott und das Reich Gottesgetragen von dem Vertrauen: Egal was passiert: Gott will Heil und Leben für alle Menschen. Alle sind aufgerufen sich dafür einzusetzen und daran mitzuwirken, mit ganzer Kraft. Manchmal sieht es so aus als ob Scheitern, Tod und Trauer die Oberhand haben. Doch auch in diesen Situationen dürfen wir hoffnungsvoll auf Gott vertrauen, — dass er am Ende alles in seinem Reich vollendet.
In diesem Sinne wünsche ich allen, die trauern, dass ihre Trauer im Vertrauen auf Gott aufgehoben wird und sie von ihm getröstet und ermutigt werden zum Leben.
Josef Ederer
Generalvikar