
Lassen Sie sich nicht das Feuer unter dem Kessel stehlen! So lautet eine chinesische Weisheit. Für uns als Christen ist das Feuer der Heilige Geist. Durch ihn will Gott bei uns bleiben und unter uns wirken, uns immer wieder neu befeuern. Mehr dazu von Kaplan Hubertus Kerscher in seiner Predigt zum 6. Sonntag der Osterzeit am 14. Mai 2023.
Lassen Sie sich nicht das Feuer unter dem Kassel stehlen! Das ist eine alte chinesische Weisheit, die auf eine Kriegslist zurückgeht. Gemeint ist damit, dass die Quelle meiner Kraft und ihre Wirkung zwei verschiedene Paar Schuhe sind: Das Feuer unter dem Kessel ist der Grund, warum die Suppe darin heiß wird. Es ist die Quelle, die kochende Suppe die Wirkung. Die Geschichte hinter diesem Weisheitsspruch ist folgende: Eine große Armee hat gut gefüllt Proviantlager – bewacht sie aber schlecht. Der feindliche General erkennt die Schwachstelle und lässt das Proviantlager der Armee von einem kleinen Trupp zerstören. Nun war die große Armee leichte Beute, denn sie konnte ihre Männer nicht mehr versorgen. Was haben ihre Anführer also falsch gemacht? Sie haben sich in der Stärke und Überzahl ihrer Armee gesonnt, aber deren Voraussetzungen vernachlässigt. Sie haben sich das Feuer unter dem Kessel stehlen lassen.
Das gilt auch für uns als Kirche: Das Feuer unter unserem Kessel, das ist der Heilige Geist. Durch diesen Geist, will Gott bei uns bleiben und unter uns wirken. Davon hören wir in der Abschiedsrede Jesu im Johannesevangelium diesen Sonntag: „Ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll, den Geist der Wahrheit“.
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Die Wirkungen dieses Geistes werden in der Bibel immer wieder beschrieben und in der Geschichte der Theologie genauer gedeutet: Weisheit, Einsicht, Rat, Stärke usw. Am Pfingstfest werden wir sicher darüber viel hören. Schauen wir aber noch einmal auf die Quelle all dieser Wirkungen. Wie kommt denn der Geist zu uns, der uns als Beistand versprochen ist? Wie kommt das Feuer unter unseren Kessel, damit wir all diese Wirkungen erfahren? Das Wort, das aus dem Griechischen mit „Beistand“ übersetzt wurde, kann auch „der Herbeigerufene“ bedeuten. Jesu verspricht uns diesen Beistand, aber wir müssen ihn auch in unser Leben einladen. Der Geist zwingt sich nicht auf. Er geht zu dem, der nicht nur aus sich selbst heraus handeln möchte. Der Geist will zu dem, der von Gott als Gegenüber empfangen möchte, um auf den Nächsten zu schauen und zu helfen. Wie kommt also Feuer unter unsere Kessel? Mit einer ganz einfachen Bitte, mit einem Gebet für jede Lebenslage: „Komm Heiliger Geist!“
Hubertus Kerscher
Kaplan