
Die Auferstehung ist ohne das Kreuz undenkbar, genauso wie Leben und Tod untrennbar zwei Seiten von ein und demselben göttlichem Medaillon sind. Mehr dazu von Dompropst emeritus Hans Striedl in seiner Predigt zum Ostersonntag am 17. April 2022.
Verehrte Schwestern und Brüder!
Wir feiern Ostern! — In einer Welt, in der der Tod wieder sehr ernst genommen wird, hat die Osterbotschaft eine besondere Bedeutung bekommen. Und diese Botschaft lautet: „Ich bin auferstanden – ich bin immer bei Euch!“
Die Kirche feiert gerade die Osternacht mit allem Jubel: mit festlichen Liedern und mit einem vielstimmigen Halleluja. Aber — ist nicht eine Riesenkluft zwischen dem Osterjubel in unseren Kirchen und dem tatsächlichen Leben draussen:
Wir feiern Ostern in einer Welt, die ohne Frieden ist und voller Angst;
in einer Welt, wo uns täglich und stündlich die Schreckensbilder von Menschen ins Wohnzimmer geliefert werden, die vom Krieg elend zugerichtet sind, die zuschauen müssen, wie ihre Heimat kaputt geschossen wird; Menschen, die auf der Flucht sind und irgendwo bei fremden Leuten um Aufnahme bitten müssen.
Wir feiern Ostern in einer Welt, wo auch hierzulande viele Menschen in Sorge sind, wie sie in der weiteren Zukunft ihren Lebensunterhalt bestreiten können.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Freud und Leid, Glück und Elend liegen erschreckend nah beieinander.
Schauen wir auf das Kreuz: Da am Kreuz, wo alles zu Ende schien, wo der Tod und die Bosheit der Menschen scheinbar stärker waren als Jesus, da bricht Leben auf.
Da hat nicht der Tod das letzte Wort: Das Leben hat besiegt den Tod: so singen wir es in einem österlichen Lied.
Ja: Kreuz und Auferstehung gehören zusammen. Ostern ist undenkbar ohne den Karfreitag.
Als ein junger Bursch verunglückte, fand man in seinem Tagebuch folgenden Eintrag:
„Auf meinem Schreibtisch steht ein Kreuz, in meinem Auto hängt ein kleines Kreuz:
Ein Zeichen des Todes, weil ich an das Leben glaube!“
Ich wünsche Ihnen neue Freude, wenn Sie Schweres durchmachen müssen.
Ich wünsche Ihnen Hoffnung, wenn Sie in Trauer sind.
Ich wünsche allen Menschen guten Willens den Frieden des Auferstandenen!
Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Osterfest!
Hans Striedl
Dompropst em.