
Manche Wörter verändern im Laufe der Jahrtausende ihre Bedeutung, so ist es beim bayerischen Wort "Gaudi", dessen lateinisches Ursprungswort "Gaudete" eigentlich die innere Freude beschrieb. Mehr dazu von Dompropst Michael Bär in seiner Predigt zum 3. Adventssonntag am 17. Dezember 2023.
In unserer deutschen Sprache und auch in unserem Dialekt finden sich noch Reste der lateinischen Sprache, der Sprache der Römer, die vor mehr als 1500 Jahren auch unseren Landstrich bis hin zur Donau ihrem Herrschaftsbereich einverleibt hatten.
Ein solches Überbleibsel aus dem Lateinischen ist unser Wort „Gaudi“. „Wir haben eine rechte Gaudi gehabt,“ sagen wir, wenn beispielsweise eine Feier sehr lustig und womöglich auch laut gewesen ist. „Machts keine solche Gaudi“ sagt der gestresste Nachbar einer StudentenWG, die wieder einmal eine Party feiert.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Der heutige dritte Adventssonntag trägt traditionell einen lateinischen Namen: Gaudete, freut Euch. Entnommen ist er dem Eröffnungsvers des Sonntags, aus einem Zitat des Paulusbriefes an die Philipper: Freut Euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut Euch! Denn der Herr ist nahe. Gaudete erinnert also an die schönste Freude, die Vorfreude auf das Erscheinen des Herrn, die Vorfreude auf Weihnachten.
Unsere Vorfreude gibt sich manchmal sehr laut und ungestüm. Auf den Christkindlmärkten beim Glühweinstand, in den Kaufhäusern bei der Geschenkerallye oder bei den Advents- und Weihnachtsfeiern der Betriebe. Da herrscht oft eine regelrechte Gaudi. Das darf sicher so sein! Gaudete weist auch auf die innere Freude hin, auf die Vorfreude, die mich innerlich erfüllt und innerlich lächeln lässt. Freude hat ihre zwei Seiten, eine äußerlich laute und eine leisere, innerlich tiefe und nachhaltige. Beide haben ihre Berechtigung. Hauptsache, wir freuen uns über das Leben und über den, der es uns geschenkt hat, über Gott.
Advent ist auch so ein uraltes, lateinisches Wort. Advent. Ankunft. Es nennt den Grund der Gaudi, den Grund der schönsten Freude des ganzen Jahres. Jesus Christus, der Sohn Gottes, das Christuskind kommt bei uns auf Erden an.
Ich wünsche Ihnen viel Freude, viel Vorfreude!
Dompropst Dr. Michael Bär