
Bete und arbeite - ORA et LABORA! So lautet die Botschaft des Evangelisten Lukas in seiner Geschichte der beiden Schwestern Marta und Maria. Jesus besucht das Geschwisterpaar, das unterschiedlicher nicht sein könnte: Marta ist der Arbeiter-, Maria der Beter-Typ. Und es braucht beides, betont Domvikar Bernhard Kirchgessner, Leiter des Exerzitien- und Bildungshauses Spectrum Kirche Passau, in seiner Predigt zum 16. Sonntag im Jahreskreis am 17. Juli 2022.
Haben Sie schon von Marta und Maria gehört? Zwei Schwestern, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten, eben, wie häufig im richtigen Leben.
Der Evangelist Lukas erzählt uns diesen Sonntag vom überraschenden Besuch Jesu bei den beiden. Während die eine sich zu Jesu Füßen setzt, alles um sich herum vergisst und aufmerksam seinen Worten lauscht, ist die andere bemüht reichlich aufzutischen und dafür zu sorgen, dass sich Jesus bei Ihnen wohl fühlt. Maria, die Hörende wird hierfür gelobt, Martha, die Umtriebige getadelt. Welche der beiden verhält sich denn nun richtig?
Nun, es ist unhöflich, den Gast alleine sitzen zu lassen und ständig zwischen Küche und Esszimmer zu pendeln, es ist aber auch unhöflich nur stumm dazusitzen, den Gast insgeheim anzuhimmeln, ihm aber weder Speise noch Trank anzubieten. Wie macht man es denn nun richtig? Und: Welcher der beiden Typen steckt in uns, in Ihnen und in mir? Sind wir eher der Marta- oder doch der Mariatyp?
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
„Marta, Marta, Du machst Dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig.“ Und was ist dieses eine Notwendige, das Jesus ihr ans Herz legt? Es ist DER EINE NOTWENDIGE, es ist GOTT. Ganz ehrlich: Wir beschäftigen uns mit so vielen Dingen, aber eigentlich zählt am Ende nur eines, nur einer: GOTT. Alles andere ist im Vergleich dazu sekundär. Doch wie gelangt man zu Gott, wie findet man im Jahr 2022 zu ihm? Die beiden Schwestern geben uns Teilauskünfte auf diese Frage, die wir zu einem Ganzen zusammensetzen wollen.
Maria sitzt zu Füßen Jesu und lauscht seinen Worten. Sie ist die Kontemplative, die zum Hören und Meditieren neigt. Wir könnten sagen, sie sei der ORA-Typ, der Mensch, der gerne betet, schweigt und hört, introvertiert. Marta hingegen ist die Extrovertierte, der LABORA-Typ. Sie werkt, damit sich der Gast wohl fühlt, bleibt und gerne wiederkommt, doch in ihrem Eifer übertreibt sie es.
Die beiden Schwestern lehren uns: Auf dem Weg zu Gott braucht es zweierlei Pflastersteine: Gebet und Arbeit, ORA et LABORA. Wer nur betet, riskiert den Bezug zum realen Leben zu verlieren. Und wer nur hetzt und werkt, kann keinen Draht zu Gott aufbauen. Der Weg zu Gott ist mit ORA und mit LABORA Steinen gepflastert. Eine Sorte Steine zu entfernen hieße, auf dem Pfad zu Gott Löcher aufzureißen und Stolperfallen zu stellen. Kombiniert man jedoch beides, dann sagt uns das heutige Evangelium: ORA et LABORA, bete und arbeite, et omnia in CARITATE, und tue alles in Liebe. Dann wird für Dich und mich der Weg frei zu Gott.
Msgr. Bernhard Kirchgessner
Leiter Exerzitien- und Bildungshaus Spectrum Kirche Passau