Wir sollen Jesus durch uns hindurchscheinen lassen wie ein Kirchenfenster die Sonne. So die Antwort des belgischen Kardinals Léon-Joseph Suenens auf die Frage, wie Jesus durch uns wirken und sichtbar werden kann. Was genau damit gemeint ist, erklärt Teresa Aigner, Pastoralreferentin im Pfarrverband Bad Birnbach, in ihrer Predigt zum 5. Fastensonntag am 17. März 2024.
Ich sehe was, was du nicht siehst. Dieses Spiel haben meine Schwester und ich früher oft bei langen Autofahrten gespielt. Da konnte es schon mal dauern, bis die eine fand, was die andere sah. Wir Menschen sehen nicht immer das Gleiche, das ist klar.
So ging es den Menschen damals auch mit Jesus. Sie sahen Jesus und kamen zu vollkommen unterschiedlichen Schlüssen. Menschen mit dem gleichen Hintergrund sahen Jesus ganz anders. Für die einen war er ein Aufhetzer, ein Mensch, der ihre Ordnung störte, und das so massiv, dass sie seinen Tod sehen wollten. Für die anderen war er der Messias, der Retter, der Erlöser, der Sohn Gottes.
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Die zwei Griechen im Evangelium wollen auch Jesus sehen. Wie sie ihn letztendlich sehen, erfahren wir nicht. Mit ihrem Wunsch treten sie erstmal an den Jünger Philippus heran.
Ich bin schon bei diesen ersten Sätzen des Evangeliums hängengeblieben und hab mir die Frage gestellt, wenn heute jemand auf mich zukommen würde mit der Bitte ‘Wir wollen Jesus sehen; ich will Jesus sehen! Kannst du mir helfen?’ Was würde ich tun? Wie kann ich jemandem Jesus sehen lassen? Der belgische Kardinal Léon-Joseph Suenens hat auf diese Frage mal mit folgendem Satz geantwortet: Wir sollen ihn, Jesus, durch uns hindurchscheinen lassen wie ein Kirchenfenster die Sonne. Was kann das heißen? Wie kann Jesus in uns, durch uns sichtbar werden?
Heute am Misereorsonntag heißt das für mich, ganz nach dem Motto der diesjährigen Fastenaktion ‘Interessiert mich die Bohne’, dass ich nicht gleichgültig bleibe gegenüber den Schicksalen der Menschen weltweit. Dass sich meine Welt nicht nur um mich dreht, und nicht an meiner Orts- oder Landesgrenze aufhört. Dass ich eintrete für ein gutes Leben für alle, für ein Leben in Fülle. Das fängt nicht bei großen Sachen an, das fängt im Kleinen an, mit Empathie, mit Zuhören, mit Zusammenhalt, mit Eintreten gegen Intoleranz und Rassismus, mit Offenheit, mit Zugehen auf alle Menschen. Das fängt damit an, Jesus nachzufolgen, die Menschen zu lieben und ihnen zu dienen. Denn letztendlich fängt es bei mir an.
Teresa Aigner
Pastoralreferentin Bad Birnbach