Wie gehen Sie mit Schuld und mit schuldig gewordenen Menschen um? Diese Frage stellt Generalvikar Josef Ederer in seiner Predigt zum 24. Sonntag im Jahreskreis am 17. September 2023. Schuld und Vergebung sind damals wie heute ein großes Thema, das Menschen umtreibt. Streng, strafend, nachtragend, bagatellisierend, nachsichtig, barmherzig, gerecht, maßvoll, angemessen? Hier Ederers Impuls.
Wie gehen Sie mit Schuld und mit schuldig gewordenen Menschen um? Streng, strafend, nachtragend, bagatellisierend, nachsichtig, barmherzig, gerecht, maßvoll, angemessen? Geht es Ihnen mehr um die Vergangenheit oder um die Zukunft? Denken und Handeln Sie im Blick auf das eigene Schuldiggewordensein mit dem gleichen Maßstab, mit dem Sie anderen, die schuldig geworden sind, begegnen?
Der Umgang mit Schuld ist mit das dominierendste Thema des Menschseins. Das Spektrum reicht von Todesstrafe, Rache und Vergeltung bis hin zu Vergebung, Versöhnung und Neuanfang. Oft geraten Menschen, wenn sie Unrecht erfahren, auf den Weg des Grolls, des Zorns und der Rache, wie es im Buch Jesus Sirach heißt. Dieser Weg setzt jedoch häufig dramatische Hass- und Gewaltspiralen in Gang, wie die unzähligen Konflikte auch unserer Zeit zeigen. Und je länger sich die Spirale dreht, desto mehr Verletzungen geschehen auf allen Seiten und desto schwerer wird ein Aussteigen aus diesem Teufelskreis, auch weil keiner sein Gesicht verlieren will.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Heilung und Frieden braucht aber dieses Aussteigen, die ehrliche Bitte um Verzeihung, und auch die Hoffnung auf Vergebung und ein Weiterleben, einen Neuanfang in Würde. So schwer es im Einzelnen, vor allem bei persönlicher Betroffenheit, auch ist, es ist sehr weise, wenn Jesus Sirach sagt: “Grolle dem Nächsten nicht! Lass Bitterheit, Hass und erlittenes Unrecht nicht weiter böse und vergiftend wirken! Sondern vergib immer, wann immer jemand ehrlich um Vergebung bittet!” Jesus schlägt in die gleiche Kerbe, wenn er auf die Frage des Petrus “Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen mich versündigt?” antwortet: “Ich sage dir nicht: Bis zu siebenmal, sondern bis zu 70-mal siebenmal.”
Damit unser Leben gelingen kann, braucht es Vergebung, weil wir immer wieder schuldig werden, jede und jeder von uns. Und wünschen wir uns für diesen Fall nicht auch Vergebung und die Chance auf ein Weiterleben in Würde? Das kann ein Mensch, der schuldig geworden ist, nicht verlangen, aber geschenkt bekommen.
Denken wir an die ‘Schuldgeschichten’ unseres Lebens und lassen wir uns ermutigen, Vergebung zu schenken und auch Vergebung anzunehmen. Beides ermöglicht Heilung und Frieden.
Josef Ederer
Generalvikar