
Im Tages-Evangelium hören wir gleich von zwei Namen, die für das Kind, das Maria empfangen soll, ausgesucht wurden: Der Namen, der Weltgeschichte geschrieben hat: „Jesus“. Übersetzt: „Gott rettet“. Und es wird auch der Name "Immánuel" genannt, übersetzt: „Gott mit uns.“ Mehr dazu von Hubertus Kerscher, Kaplan im Pfarrverband Pocking, in seiner Predigt zum vierten Adventssonntag.
Kürzlich hatte ich im Religionsunterricht eine lustige Unterhaltung mit einem meiner Schüler. Wir haben über unsere Namen und Namenspatrone gesprochen und im Laufe des Gesprächs ging dem Drittklässler auf: „Wie Sie heißen gar nicht Kaplan mit Vornamen?!“ Ich habe ihm dann erklärt, dass ich tatsächlich „Hubertus“ heiße. In den fünf Jahren, die ich nun unterrichte, ist es mir immer wieder passiert, dass mein Vorname für manche Schülerinnen und Schüler durchaus Seltenheitswert hat. So fragte mich auch dieser Schüler: „Wie kommen sie denn zu so einem Namen?“ Die Antwort ist natürlich einfach: „Den haben meine Eltern für mich ausgesucht.“ Unter den vielen Dingen, die man sich im Leben nicht aussuchen kann, ist der eigene Name mitunter besonders prägend: Wir stellen uns mit ihm vor. Andere benutzen ihn, um über uns zu reden. Wir lesen ihn auf Pässen, Zeugnissen und wichtigen Dokumenten über unser Leben. Es ist sicherlich spannend, mal zu erfragen, was sich unsere Eltern wohl dabei gedacht haben.
Im heutigen Evangelium hören wir sogar gleich von zwei Namen, die für das Kind, das Maria empfangen soll, ausgesucht wurden: Joseph bekommt im Traum von einem Engel gesagt: „Maria wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben“ und noch bevor Joseph erwacht wird ihm ein Vers später ein Prophetenwort zitiert: „sie werden ihm den Namen Immánuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns.“ Was ist es denn nun? Jesus oder Immanuel? Beide Namen, die im Gespräch sind, werden durch den Engel, also durch göttlich väterliche Einwirkung vorgegeben. Und auch hier wollen wir nach der Bedeutung dieser Namen fragen – was sich wohl dabei gedacht wurde.
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Das Kind, das geboren wurde, ist Immanuel – Matthäus übersetzt den Namen extra, damit ihn jeder versteht: „Gott mit uns!“ Was dort im ersten Kapitel aufleuchtet, darauf stoßen wir auch ganz am Ende des Matthäusevangeliums. Dort verspricht Jesus nach seiner Auferstehung von den Toten, im allerletzten Satz des ganzen Evangeliums: „Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ Dass Gott in Jesus bei uns ist, dass ist die Klammer, die Matthäus um sein ganzes Evangelium legt. Das soll man merken, wenn man seinen Text liest.
Was soll das nun bedeuten? Woran merke ich, dass Gott bei mir ist? Darauf kann der andere Name des Kindes einen Hinweis geben. Der Namen, der Weltgeschichte geschrieben hat: „Jesus“. Dieser Name bedeutet übersetzt: „Gott rettet“. Durch Jesus, den Immanuel, kommt göttliche Rettung, die Erlösung von den Sünden. Weil Gott wirklich mit uns sein will, sendet er in Jesus den Retter und weil Jesus unser Retter ist, merken wir durch ihn, wie ernst es Gott damit meint, bei uns sein zu wollen.
Der Matthäusevangelist wollte, dass jeder, der seinen Text liest, das verstehen und glauben können soll. Dafür müssen wir uns aber eine weitere Frage stellen: Was bedeuten nun diese Namen für mich? Wer verbirgt sich für mich, für mein Schicksal, mein Scheitern und Hoffen, meine Einsamkeit und mein Lieben, hinter diesen Namen?
Hubertus Kerscher, Kaplan im Pfarrverband Pocking