
Das Buch Genesis erklärt den Regenbogen als Symbol des Bundes zwischen Gott und den Menschen, als sichtbar gewordenes Versprechen Jahwes, dass seine Liebe nie mehr aufhören wird. Wer möchte da nicht nicht möglichst nah an einem Regenbogen stehen? Ein Impuls dazu Dompropst Michael Bär in seiner Predigt zum 1. Fastensonntag am 18. Februar 2024.
Der Regenbogen gehört zu den Naturphänomenen, die mich am meisten beeindrucken. Wenn wir als Kinder nach einem Sommerregen wieder aus dem Haus ins Freie gelaufen sind und ein bunter, mächtiger Regenbogen stand am Firmament, da blieben wir alle staunend stehen und betrachteten dieses Wunder. Oft habe ich mir dabei gedacht, wäre das nicht toll, jetzt gerade dort zu stehen, wo dieser Bogen auf die Erde trifft, einzutauchen in die Farben, die dort verschwenderisch aufleuchten. Doch dieser Treffpunkt zwischen Himmel und Erde schien immer unerreichbar am Horizont.
Das Buch Genesis erklärt den Regenbogen als Symbol des Bundes zwischen Gott und den Menschen, als sichtbar gewordenes Versprechen Jahwes, dass seine Liebe nie mehr aufhören wird. Der Regenbogen schlägt eine Brücke vom Jenseits zum Diesseits, vom Schöpfer zum Geschöpf. Wo liegt nun dieser Punkt, an dem beide sich treffen? Wo ist der Brückenkopf auf Erden, der diesem Bauwerk das nötige Fundament gibt?
Er ist wohl so flüchtig wie beim Regenbogen, man kann ihn kaum festhalten oder festmachen. Doch muss jene Stelle in ein wunderbares Licht getaucht sein; an diesem Licht ist dieser Ort zu erkennen. Wo aber leuchtet es in der Welt?
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Wenn die Menschen einander schätzen, aufeinander achten und einander helfen. Wenn keine Not unbemerkt bleibt, keine Traurigkeit und Verzweiflung ein Leben zerfrisst. Wenn Menschen nicht auf ihrem Besitz beharren und andere ausschließen. Dann leuchtet die Welt, dort findet die Brücke zwischen Gott und den Menschen Halt.
Die Programme der Pfarreien in unserer Diözese lassen gerade solche Heilsorte erkennen: Gemeinschaftliche Unternehmungen, die es Einsamen erlauben unter Menschen zu kommen; Glaubensgespräche, bei denen das Zeugnis des Einzelnen die Gruppe ermutigt; Sammlungen, Aktionen, deren Erlös für Notleidende hier bei uns und in der ganzen Welt bestimmt ist; gesellige Veranstaltungen, bei denen wir ungezwungen Mensch sein können in Geborgenheit. Den Menschen helfen, durch Bildung, durch Zuwendung, durch Gebet, durch Erziehung, das sind die Regenbogenfarben, in die unsere Pfarreien getaucht sind. Überall dort, wo es so bunt menschlich zugeht, wird eine Brücke zu Gott geschlagen, kann er in der Welt handeln.
Wo der Regenbogen auf die Erde trifft, liegt ein Schatz begraben, heißt es. Wer will ihn nicht finden und heben? Hoffen wir, dass viele Menschen angelockt werden von dem heilsamen Licht, in das wir getaucht sind, weil wir Gott nahestehen.
Michael Bär
Dompropst