„Skandal! Der Wein ging aus! Hochzeitsgäste saßen auf dem Trockenen!“ So oder ähnlich würde heute eine Boulevardzeitung titeln, wenn bei einer Promi Hochzeit der Wein ausginge und man den Gästen nur noch Leitungswasser vorsetzen würde. Doch so groß war der Skandal bei der Hochzeit zu Kana vor 2000 Jahren gar nicht. Damals feierte man eine Woche lang mit wechselnden Gästen, da konnten die Getränke, speziell der Wein, schon mal knapp werden.
Die Mutter Jesus weiß in dieser unangenehmen Situation Rat: „Geht zu Jesus, fragt ihn, was er euch dann sagt, das tut!“ So geschieht es, doch Jesus kontert: Was geht das mich an? Ich bin hier Gast nicht Bräutigam! Schließlich aber handelt er: Er lässt sechs große Amphoren mit Wasser befüllen, den Sommelier testen und dieser fragt mit hochgezogenen Augenbrauen und erstauntem Blick nach der Herkunft des guten Weines. Über die Weinsorte lässt sich nun trefflich spekulieren. Ich tippe auf einen Cuvée aus Syrah und Cabernet Sauvignon.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
„Skandal! Der Kirche gehen die Mitglieder aus!“ So könnte man die Erzählung des Johannesevangeliums heute fortschreiben. Der Auszug hat viele Gründe mit denen sich kluge Köpfe beschäftigen. Doch mindestens genauso wichtig wie die Erforschung der Gründe, ist die Frage, was man dagegen tun kann. Auch hier geben viele Köpfe mehr oder minder kluge Antworten.
Einen leicht zu übersehenden, ungemein wichtigen Rat, für die aktuelle Situation können wir dem heutigen Evangelium entnehmen, den Rat der Mutter Jesu: „Was er euch sagt, das tut!“ Wie das gemeint ist, verdeutlicht eine köstliche Anekdote, die aus dem Leben des papa buono, Papst Johannes XXIII. überliefert ist. Befragt, wie er bei so großer Verantwortung für die Kirche denn noch ruhig schlafen könne, antwortete er, er habe in der Tat lange schlecht geschlafen, bis er sein Nachtgebet wie folgt geändert habe:
„Herr, es ist 23 Uhr, ich bin müde. Es ist deine Kirche, kümmere dich darum. Gute Nacht.“
Ja, es ist in der Tat seine, nicht unsere Kirche. ER ist der HERR, nicht wir, nicht einmal der Bischof noch der Papst. Wir sind nur seine Sprachrohre, oftmals rauschende Mikrophone. Wäre es für uns persönlich wie für die Kirche nicht an der Zeit, auf Mariens Rat zu hören: „Was ER euch sagt, das tut!“
Können wir Menschen überhaupt hören, was er uns sagt, und wenn ja, wie geht das? Eine Antwort auf die Frage nach dem „wie“ habe ich durch die Arbeitsweise der römischen Weltsynode gelernt:
- Gleichgesinnte kommen zusammen
- Alle lesen einen biblischen Text
- Danach schweigen alle, nichts wird zerredet.
- Wer mag, wiederholt einen als markant wahrgenommen Satzes.
- Alle hören aufeinander hören
- Die Gruppe ruft inständig den Heiligen Geist an und
- schließt die Zusammenkunft mit einem Gebet ab.
Das ist wahrlich kein Wunderrezept, ermöglicht jedoch die leise Stimme des HERRN heute zu hören und seinen Willen für Kirche, Welt und mich selbst zu erkennen. Danach sind wir gefragt unseren Eigenwillen zu überwinden und seinen Willen in die Tat umzusetzen, wie wir im Vater Unser beten: DEIN Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Text: Domvikar Dr. Bernhard Kirchgessner