
"Ich glaube!" Wie schnell kommen einem als gläubiger Christ diese Worte über die Lippen. Ihre Umsetzung erweist sich allerdings oftmals als eine Herausforderung. Genau darauf aber kommt es Jesus an. Er will, dass wir unser Leben auf ihn ausrichten. Mehr dazu von Domkapitular Anton Spreitzer in seiner Predigt zum 12. Sonntag im Jahreskreis am 19. Juni 2022.
Was muss das für ein Eindruck gewesen sein, Zeuge einer Totenerweckung zu sein, oder einer wundersamen Heilung, oder wie Jesus über den See wandelt, oder wie er tausende Menschen mit fünf Broten und zwei Fischen satt macht – und dann noch unendlich viel übrig bleibt!
Wenn wir damals dabei gewesen wären, wenn wir mit eigenen Augen gesehen hätten, was die Apostel und die anderen Jünger gesehen haben – dann hätten wir einen felsenfesten Glauben gehabt! So denken wir heute vielleicht manchmal.
Wenn wir die Evangelien lesen, dann hören wir aber eine ganz andere Botschaft. Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Ostertexte, wo vom Apostel Thomas erzählt wurde, den man unfairerweise auch den „ungläubigen Thomas“ nennt. Oder an die Jünger, die etwas ratlos nach Emmaus unterwegs sind. Oder an Johannes den Täufer, der bei Jesus anfragen lässt: „Bist du der, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Es war offensichtlich nicht offensichtlich, dass Jesus der war, auf den das Volk Israel seit Jahrhunderten gewartet hatte: Den, mit dem etwas ganz Neues anfängt, für das Jesus den Ausdruck „Reich Gottes“ gebraucht – die neue Wirklichkeit, in der die uralte Verheißung wahr wird: „Blinde sehen wieder und Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium verkündet.“
Jesus hat gewusst, dass sich auch seine engsten Freunde schwer damit tun zu begreifen, wer er eigentlich ist. Darum im heutigen Evangelium die Frage an seine Jünger: „Für wen haltet ihr mich?“ – Er erhält darauf zwar die korrekte Antwort: Du bist für uns der Christus Gottes, d.h. der erwartete Messias. Doch wir wissen aus dem, wie die Geschichte Jesu mit den Jüngern weitergeht, dass das noch nicht aus einem gläubigen Herzen kommt. Die Jünger ahnen vielleicht etwas, aber sie haben Jesu Geheimnis noch nicht wirklich an sich herangelassen. Im Gegenteil. Sie werden ihn noch fast alle verlassen.
Woran aber zeigt sich, dass aus Kleinglauben echter Glaube geworden ist? – Jesus gibt die Antwort: „Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten.“
Also: Zu sagen: „Ich glaube …“ geht schnell. Aber entsprechend die Richtung seines Lebens ändern – das ist eine andere Sache. Aber darauf kommt es Jesus an. Damals und heute.
Anton Spreitzer
Domkapitular