
Wie rasend schnell sich Verehrung und Idealisierung in Hass und Verachtung umwandeln, können wir nicht nur bei der Regenbogenpresse sondern vor allem auf Social-Media sehen. Nichts bereitet dem gemeinen Volk ein größeres Vergnügen als den strahlenden Helden und Gewinner leiden, die Königin und Siegerin stürzen zu sehen. Jesus wusste wie es um die egozentrischen, eifernden Herzen der Menschen bestellt ist, ihre Wankelmütig-, Treulosig- und Boshaftigkeit. Mehr dazu von Domdekan Dr. Hans Bauernfeind in seiner Predigt zum Palmsonntag am 2. April 2023.
Als Kind ging ich mit meiner Mutter Palmkätzchen-Zweige suchen. Wir bereiteten sie dann mit buntem Papier für die Palmprozession vor. Stolz trug ich diese Zweige. Erst später verstand ich deren Bedeutung vollständig. Sie haben mit dem Evangelium vom Palmsonntag zu tun.
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Demnach zieht Jesus in Jerusalem ein. Es geschieht anders als sonst. Unübersehbare Zeichen prägen den Einzug. Er kommt auf einer Eselin, begleitet von deren Fohlen. Dieses Bild erinnert an den Propheten Sacharja, das den Bewohnern bekannt war. Jener sagte, dass so der wirkliche König kommt. Kriegsrosse braucht er nicht. Er ist sanftmütig und kommt in Frieden. Das bewegt die Menschen. Sein Anblick wirkt wie eine Befreiung: Keine Angst mehr und die Freude über einen Gott, der den Menschen uneingeschränkt liebt. Das tut so gut. So hat es Jesus immer erzählt. Froh legen sie Palmzweige auf den Weg Jesu. – Der jedoch weiß, dass sein Weg noch nicht zu Ende gegangen ist. Viele derer, die jetzt jubeln, werden bald rufen: „Kreuzige ihn!“
Jesus ist sich im Klaren: Er trägt auf seinen Schultern die Last der Menschen, die sie zerstört: die Bosheit und die Gottlosigkeit — die Sünde der Welt. Jesus nimmt sie ihnen ab. Das schwere Kreuz wird zum Zeichen dafür. Er wird mit der letzten Kraft seines Herzens die Zuwendung und Liebe Gottes zu den Menschen bezeugen. Auf diese Weise ruft Jesus auf, umzukehren und Gottes Angesicht zu suchen. Er macht den Weg frei. Er wird in seinem Angesicht die Sorge Gottes um jeden Menschen mit all seinen Nöten zeigen. — Und: Jesus wird qualvoll sterben. Aber er wird mit der Kraft seines Vaters und des Heiligen Geistes auferstehen. Alle, die ihm vertrauen, werden mit ihm auferstehen. Dann ist alles vollbracht. Alle sollen davon erfahren. -
Am Palmsonntag bereiten wir uns darauf vor, dass Jesus Christus uns erlöst. Betrachten wir diesen Tag als Eingangstor in die Heilige Woche. Sie ist heilig, weil Gott in seiner Liebe durch Jesus unendlich Heilvolles für uns tut. Lassen wir uns die Feier des Gründonnerstags – des Karfreitags – des Karsamstags und der Osternacht nicht entgehen. Die Ereignisse dieser Tage geschehen für uns, weil ein sanftmütiger Gott für uns unendlich viel erduldet und uns unendlich liebt.
Domdekan Msgr. Dr. Hans Bauernfeind