
Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu! - Die "Goldene Regel" kennen bestimmt die meisten. In einem Wort ausgedrückt transportiert sie das für uns Christen so zentrale Gebot der Nächstenliebe. Was das genau mit Schulnoten zu tun hat, erklärt Dompropst Dr. Michael Bär in seiner Predigt zum 7. Sonntag im Jahreskreis am 20. Februar 2022.
Am Freitag brachten die Schülerinnen und Schüler ihre Zeugnisse nach Hause. Ich weiß nicht, nach welchen Noten die Eltern am ehesten fragen, ich jedenfalls will von den Ministrantinnen und Ministranten demnächst wissen: Was hast Du in Religion bekommen? Ich weiß allerdings jetzt schon, was die allermeisten stolz antworten werden: Eine EINS oder eine ZWEI. Wie gut, dass der Druck in Religion nicht so groß ist. Freilich gibt es auch dort viel zu wissen, aber wichtig ist, Jesus als guten Freund zu entdecken, die biblischen Geschichten zu lesen und etwas fürs Leben zu lernen. Der Religionsunterricht will dazu beitragen, dass die Klasse eine gute Gemeinschaft bildet, dass es friedlich zugeht, dass niemand gemoppt wird, dass alle ihre Chance bekommen.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Die dritte Klasse steckt jetzt voll in der Vorbereitung der Erstkommunion. Die Buben und Mädchen sind begeistert bei der Sache. Auch die Eltern machen mit, ihre Kinder an Jesus und die Kirche heranzuführen. Selbst wenn sie nicht so gläubig sind, ihre Kinder sollen einen schönen Festtag feiern können, einen Tag, den sie im Leben nie vergessen werden, den Tag, an dem sie zum ersten Mal den Leib Christi essen dürfen. Darüberhinaus höre ich von den Eltern, dass ihre Kinder die guten Werte, die guten Gebote der Kirche durchaus übernehmen sollen, um eine Orientierung für ihr Leben zu gewinnen.
Im Evangelium hören wir heute von Jesus eine ganze Reihe wichtiger, sehr anspruchsvoller Lebensregeln: Gib jedem, der dich bittet, selbst dann, wenn du es vielleicht nicht zurückbekommst. Verurteile nicht, dann wirst du auch nicht verurteilt. Sei barmherzig; denn dein Vater im Himmel ist ebenfalls barmherzig mit dir. Vergib deinem Nächsten, dann wird er dir auch vergeben.
Zusammengefasst gibt es dafür die sogenannte Goldene Regel: Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem andern zu. Oder positiv gesprochen beim Evangelisten Lukas: „Und wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut auch ihr ihnen!“ Wer das lernt und beherrscht, bei dem steht im Lebenszeugnis eine dicke EINS. Und er darf eines Tages vorrücken in die höchste Klasse, in den Himmel.
Dr. Michael Bär
Dompropst