Es liegt in der Natur des Egos, dass es seine Sichtweise immer als richtig und die der anderen tendenziell als falsch betrachtet, denn das Ego kann nur durch Abgrenzung existieren. Jesus kannte diese menschlichen Grenzziehungen nur allzu gut. Mehr dazu von Jugendpfarrer Wolfgang de Jong in seiner Predigt zum 20. Sonntag im Jahreskreis am 16. August 2020.
„Wir sind die Besten!“, „Mein Fußballverein ist der Beste!“, Meine Familie, Mein Land, Meine Firma, Meine Automarke …
Das sind Sprüche zum Fortsetzen. Nur meines ist gut, alles andere ist schlecht und taugt nichts. Oft haben wir nur uns im Blick und halten uns für die Wichtigsten. Alle anderen bleiben außen vor. Die Fußballspieler des Vereins, zu dem man hält, die können fast alles tun und lassen, was sie wollen. Die Fans halten zu ihnen. Die Spieler anderer Vereine können noch so gut spielen, können noch so fair sein. Es muss schon viel geschehen, dass man über sie mal ein anerkennendes Wort findet.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Das gilt für viele andere Dinge auch, bei denen wir sagen: Wir, unser mein. Unser Volk. Unser Glaube. Das haben auch viele Menschen zur Zeit Jesu gesagt. Der Messias, auf den wir warten, der Retter, der wird nur für Israel da sein. Der gehört nur uns. Jesus hat, so erzählt es der Evangelist Matthäus, zunächst ähnlich gedacht: „Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt.“ Israel ist mein Volk. Für die bin ich da, und zwar ausschließlich. Das musste eine kanaanäische – also eine ausländische Frau erleben, die ihn um Hilfe bittet. Drei Mal wimmelt Jesus sie mit ihrem Anliegen ab. Erst nach ihren vierten Anlauf ändert Jesus seine Meinung. Er antwortet ihr: „Frau, dein Glaube ist groß.“
Viele Menschen fragen sich: Was ist den Glauben eigentlich genau? Darauf gibt es viele Antworten. Eine wichtige ist: Glauben heißt: Ich vertraue jemand. Das hat die Frau getan und noch mehr als das: Sie hast gehofft: Wenn ich nicht locker lasse und nicht aufgebe, dann wir Jesus seine Meinung ändern. Deshalb berichtet der Evangelist Matthäus nicht nur von dem Wunder, dass die Tochter der Frau geheilt wird. Genauso wichtig ist: Seit dieser Begebenheit heißt es nicht mehr: Mein Volk, meine Freunde und alles andere zählt nicht. Seit dieser Begebenheit wissen die Christen: Für Jesus gibt es keine Grenzen.
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen einen schönen und gesegneten Sonntag!
Wolfgang de Jong
Jugendpfarrer