
Schlüssel sind nicht nur überaus nützlich um wichtige Dinge zu schützen, sie sind auch oft der Auslöser großer Tragödien, wenn man einen oder vielleicht sogar den ganzen Schlüsselbund verloren hat. Darüber hinaus hat der Schlüssel aber auch eine hohe symbolische Bedeutung... mehr dazu von Dompropst Dr. Michael Bär in seiner Predigt zum Sonntag, den 23. August 2020.
Schlüssel sind ein Symbol der Macht, die einem Amtsträger gegeben wird. In den Lesungen des heutigen Sonntags lernen wir zwei Schlüsselträger kennen, Eljakim den Vorsteher des königlichen Palastes in Jerusalem und Simon Petrus, den Sprecher der Apostel. Kein Geringerer als der Herr selbst, übergibt die Schlüssel. Schlüssel symbolisierten in alter Zeit die Größe und Bedeutung eines Gebäudes und wegen der notwendigen Mechanik waren sie mit den heutigen kleinen Schlüsseln nicht vergleichbar. Der hölzerne Schlüssel zum Jerusalemer Königspalast war so groß, dass man ihn dem Eljakim auf die Schultern legen konnte, um anzudeuten, welche Last der Verantwortung durch diesen Schlüsseldienst auf ihm ruhte.
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Im Tempel von Jerusalem wurde jeden Tag in der Morgenfrühe das große Tor mit dem Namen seines Schöpfers Nikanor aufgeschlossen. Seine Flügel waren über 20 Meter hoch und es bedurfte mehrerer Priester, um sie überhaupt öffnen zu können. Das Knarren der Torflügel in den Angeln war so laut, dass die Stadt Jerusalem es als Morgensignal verstand.
Jesus aus Nazareth überträgt seinem Jünger Simon Petrus die Schlüsselposition in der Kirche, später wurde daraus das Amt des Papstes. Die Schlüsselgewalt ist Gewalt des Bindens und des Lösens, des Öffnens und des Schließens. Die Bischöfe und Priester in der Kirche, auf die die Schlüsselgewalt des Petrus weitergegeben wurde, üben sie traditionell im Sakrament der Beichte aus. Sie sprechen los, erteilen die Absolution, sie lösen und befreien im Namen Jesu von der Last der Schuld und Sünde. Dieses Sakrament ist für den Beichtenden ein Schlüssel zum Paradies. Die Tür, die durch die Sünde zugeschlagen wurde, wird wieder aufgeschlossen. Eine neue Möglichkeit im Leben eröffnet sich.
Heutzutage spielen Schlüssel eine immer geringere Rolle. Im Bereich der Computer sind sie längst abgelöst durch sogenannte Pass-Wörter. Sie sind die modernen Schlüssel, die Programme und Dateien öffnen. Im heutigen Evangelium offenbart Jesus das General-Passwort von uns Christen. Es öffnet uns letztlich das Tor ins Himmelreich. Hoffen wir, dass wir diesen Schlüssel, diesen Glauben niemals verlieren oder vergessen: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes“.
Dompropst Dr. Michael Bär