
Pharisäer (Schriftgelehrte) kommen im Neuen Testament nicht gut weg, das liegt vor allem daran, dass sie mit Hilfe ihres Intellekts und der Bibel immer wieder versuchen Jesus aufs Glatteis zu führen. Mehr dazu von Pastoralreferentin Teresa Aigner in ihrer Predigt zum 29. Sonntag im Jahreskreis am 22. Oktober 2023.
„Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.“ Dieses Sprichwort passt heute perfekt auf die Pharisäer im Evangelium. Sie wollen Jesus eine Falle stellen und tappen schlussendlich selbst hinein.
Was ist passiert? Die Pharisäer fragen Jesus: Was meinst du? Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht?
Sie dachten, Jesus muss entweder mit „ja“ oder mit „nein“ auf ihre Frage antworten. Würde er mit „ja“ antworten, würde er in den Augen der Pharisäer die feindliche römische Herrschaft gutheißen. Würde er mit „nein“ antworten, würde er sich zum römischen Staatsfeind machen, der seine Anhänger aufwiegle, keine Steuern zu zahlen. Ein ganz klares Dilemma.
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Doch Jesus, der antwortet ganz anders. „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!“ Dass Jesus eben nicht mit einem klaren „Ja“ oder „Nein“ antwortet, zeigt mir, dass es Jesus um etwas viel Grundlegenderes geht als um die Steuerfrage.
Denn die ist schnell beantwortet: die Münze, das Steuergeld also, trägt das Gesicht des Kaisers, gehört also ihm. D.h. Steuern zahlen widerspricht nicht dem Dienst an Gott, also zahlt diese Steuern. Aber: Damit ist noch nichts über die Rechtmäßigkeit dieser Herrschaft an sich gesagt.
Entscheidender ist für mich die Antwort: Gebt Gott, was Gott gehört!“
Aber was gehört Gott? Hhmm. Ich versuche mal an diese Frage ranzugehen, wie an die Steuerfrage und frage mich: „Wenn das Steuergeld das Bild des Kaisers trägt, was trägt dann Gottes Bild?“
Gottes Bild eingeprägt tragen wir Menschen als Ebenbild Gottes, als Geschöpf Gottes. Wenn diese Geschöpfe und die gesamte Schöpfung Gottes Bild trägt, dann gehört sie Gott, vor allem jede und jeder von uns. Aber was heißt das jetzt konkret? Für mich heißt das, mich für die Schöpfung einzusetzen. Besonders für die Menschen, denen es nicht so gut geht wie mir. Solidarisch zu sein. Solidarisch zu sein auch mit den Christinnen und Christen im Nahen Osten. Um diese geht es nämlich am Weltmissionssonntag. Den wir heute auch begehen. Jedes Jahr wird hier für die soziale und pastorale Arbeit der katholischen Kirche in den ärmsten Diözesen der Welt gesammelt. Das heißt für mich: Hinschauen und mithelfen. Und das nicht nur heute am Sonntag der Weltmission.
Pastoralreferentin Teresa Aigner