Es ist ungklug, immer den Sieg davontragen zu wollen, sagte eins der italienische Philosoph Niccolò Machiavelli — und doch dreht sich auf unserer Erde alles um die Siegertypen, im Sport, der Politik, den Medien — niemand will sich mit sogenannten „Losern“ oder „Opfern“, wie es im Jugendjargon heißt, abgeben. In seiner Predigt weist Generalvikar Josef Ederer darauf hin, dass für Jesus die Verlierer und Minderbemittelten — und alle Menschen, die am Rande der Gesellschaft standen — immer die wichtigsten Personen waren.
Die Olympiade und Paralympics haben wochenlang die Menschen fasziniert.
Wer ist der Schnellste, die Beste, der Sieger? Wer bekommt Gold und steht auf dem Treppchen ganz oben?
Wer sind die Schönsten, die Reichsten, die Beliebtesten, … Menschen, Unternehmen, Unis, Restaurants, Bücher — für fast alles gibt es Rankinglisten.
Wer hat die meisten Follower?, wer bekommt die meisten Likes? — für nicht wenige Menschen sind das ganz entscheidende Fragen. Oben sein, der oder die Erste sein — scheint zu allen Zeiten ein menschliches Grundbedürfnis zu sein.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Im heutigen Evangelium fragt Jesus seine Jünger: “Worüber habt Ihr unterwegs gesprochen?” Sie fühlen sich ertappt und schweigen, denn sie hatten darüber geredet, wer von ihnen der Größte sei. Gerade noch hatte Jesus von seinem bevorstehenden Leidensweg, seinem Tod und seiner Auferstehung gesprochen, aber sie verstanden zum wiederholten Mal den Sinn seiner Worte nicht, trauten sich aber auch nicht ihn zu fragen. Sie waren ganz vom Gedanken daran bestimmt: Wo werden wir in der Rangfolge des neuen Reiches stehen? Wer von uns wird der Größte, der Mächtigste, der Bestimmende, der von Jesus am meisten Geliebte sein?
Sie träumen von Macht und Ansehen, von Glanz und Größe. Jesus kennt ihre Gedanken und Wunschträume, deshalb nimmt er sie beiseite, um mit ihnen zu reden:
Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein!
Und er stellte ein Kind in ihre Mitte, nahm es in seine Arme und sagte zu ihnen:
Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf.“
und nicht nur mich, sondern auch den, der mich gesandt hat.
Wenn ihr also groß sein wollt in den Augen Gottes, dann kümmert euch um die, die sind wie dieses Kind: ungeschützt, hilflos, verletzlich, angewiesen auf andere. Geht zu denen, die wenig gelten und kein Ansehen haben, zu denen, die jemand brauchen, weil sie niemanden haben!
An solchen Menschen ist auch heute kein Mangel:
- Menschen in Not,
- Einsame und Alleingelassene,
- Enttäuschte und Verbitterte,
- Menschen, die sich minderwertig und am unteren Ende der Rankinglisten fühlen, …
Gerade ihnen gilt die Botschaft: Für Gott bist Du wertvoll — und ER liebt Dich!
Sein “Like” ist unüberbietbar!
Und wenn Du selbst in seinem Sinne mit anderen umgehst, dann bist Du in der Siegermannschaft und am Ende auf der Sieger-Seite!
Generalvikar Josef Ederer