
Es bringt nichts, im metaphorischen Sinn, auf dem Berg Tabor, dem sogenannten "Berg der Verklärung", zu bleiben und so der Realität zu entfliegen. Vielmehr braucht es engagierte Christinnen und Christen, die sich für Arme, Kranke und Notleidende einsetzen, betont Diakon Konrad Niederländer, Bischöflicher Beauftragter des Diözesan-Caritasverbands Passau, in seiner Predigt zum Caritassonntag am 25. Februar 2024.
Die Krisen kommen immer näher, war in diesen Tagen in der Zeitung zu lesen. Kriege, Umweltkatastrophen, Klimawandel, Migration, Intoleranz und Angst vor der Zukunft. Hat unsere Werte- und Weltordnung noch eine Zukunft? Umso mehr brauchen wir eine geistige und geistliche Orientierung für unsere Gesellschaft und für uns persönlich.
Die Texte der Lesungen vom 2. Fastensonntag, den wir auch als Caritas-Sonntag begehen, helfen uns dabei: das Festhalten an Gott – besonders auch in schwierigen Situationen – bringt Segen. An Abraham wird sichtbar, dass er im Blick auf seinen Sohn Isaak bereit ist, sich und seine Zukunft in Hand Gottes zu legen. Bis zum Äußersten vertraut er auf Gott. Das Evangelium berichtet uns vom Ereignis auf dem Berg Tabor, von der „Verklärung des Herrn“. Petrus, Jakobus und Johannes erkennen, worauf es ankommt. Selbst durch den Tod hindurch führt der Weg mit Jesus zum Leben. Deshalb ist die Stimme vom Himmel eine Bestätigung des Vertrauens auf ihn: „Das ist mein geliebter Sohn… auf ihn sollt ihr hören!“ Gott selbst ruft uns zu, auf Jesus und seine Botschaft zu hören. Es ist der Auftrag an uns, den Menschen zu einem menschenwürdigen Leben und zum Leben in Fülle zu helfen. Deshalb müssen wir uns als Christen in den aktuellen Problemen unserer Zeit zu Wort melden und deutlich machen, dass es um mehr geht, als um Wohlstand, Macht oder einen Krieg zu gewinnen.
Wo ist unser Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit, für die Menschen am Rand unserer Gesellschaft, die Schwachen, Ausgegrenzten, Geflüchteten und Armen?
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Seit Jahren treten immer mehr Menschen aus der Kirche aus, vor allem junge Menschen. Ist es nicht mehr ihre Kirche, finden sie in der Kirche keine Antworten mehr auf ihre Fragen und Halt in ihren Sorgen? Unser Glaube braucht immer wieder die Begegnung, die Berührung mit Gott, aber unser Glaube führt uns nicht auf einen Berg, um dort zu bleiben, sondern in den Alltag, in die Beziehungen, die wir dort haben, in die Aufgaben, die wir haben, in die Last und das Leid, das uns begegnet. Es ist nicht möglich, auf dem Berg der Verklärung zu bleiben, um so der Realität des Lebens zu entgehen. Mit Gott können wir getrost hinabsteigen in die Niederungen des Alltags und die Nöte und Lasten der Menschen mittragen, ihnen helfen und für sie beten.
Ich danke allen, die dafür sorgen, dass Menschen unter uns, die in Not sind, nicht vergessen werden. Sie geben der christlichen Nächstenliebe ein Profil, ein Gesicht, Hände und Füße. Wir dürfen dankbar sein für die Arbeit unserer Erzieherinnen, unserer Pflegerinnen und Pfleger in unseren Seniorenheimen, aber auch für die vielen Menschen aus unseren Pfarrgemeinden, die ehrenamtlich alte, kranke oder einsame Menschen besuchen, sie trösten und stärken – und ihnen vor allem zeigen, dass sie zu uns gehören und nicht vergessen sind! Ich danke allen, die in der Caritas arbeiten, beraten, pflegen, trösten und stärken, die unseren Glauben als gelebte Caritas immer wieder tatkräftig bezeugen.
Wenn wir durch unser Tun dazu beitragen können, die Menschen in Berührung mit Gott zu bringen, durch unsere Art und Weise, wie wir ihnen begegnen, hilfsbereit, authentisch, glaubwürdig, dann wird ein wenig sichtbar, was Ostern sein wird, was die Jünger auf dem Berg Tabor erahnt haben, ein ganz anderes und neues Leben in Gottes bleibender Nähe.
Diakon Konrad Niederländer
Bischöflich Beauftragter Diözesan-Caritasverband Passau