Menschen sind launenhaft, widersprüchlich und oftmals unzuverlässig. Felsenfeste zwischenmenschliche Beziehungen sind daher eher die Seltenheit, vielmehr zerbricht und zerbröckelt das meiste im Lauf der Zeit. Petrus selbst war wankelmütig und doch wurde er zum Fels. Mehr dazu vom Leiter des Papst-Geburtshauses Marktl am Inn in seiner Predigt zum 21. Sonntag im Jahreskreis am 27. August 2023.
Ziemlich schwindlig kann es einem da werden, wenn man im römischen Petersdom den schmalen Rundgang durch das Innere der riesigen Kuppel entlang geht. Schwindlig, wenn man nach unten sieht. Dorthin, wo alles begonnen hat: mit dem Grab des Fischers Petrus, der hier notdürftig nach der Art der Armen beigesetzt wurde. Und schwindlig wird es einem auch, wenn man nach oben blickt: 1,40 Meter sind die Buchstaben groß, die um die Kuppel herum laufen. Zu lesen ist dort: „Du bist Petrus – der Fels – und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen“ (Mt 16,18).
Und nicht nur körperlich kann einem da im Inneren der Peterskuppel schwindlig werden. Auch geistlich gilt es da, diesen riesigen Gegensatz auszuhalten. Der arme Fischer Petrus, der hier verscharrt wurde, und die gewaltige Zusage, dass er der Felsenmann sein wird für alle, die an Christus glauben und zu seiner Kirche gehören.
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Aus sich selbst heraus konnte der wankelmütige Petrus sicher kein Fels werden. Aber sein Glaube ist felsenfest: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ (Mt 16,16), sagt er zu Jesus.
Und seither stehen jeder gläubige Christ und die Kirche als Ganze in dieser Spannung: Wenn sie nach unten blicken, erkennen sie die eigene Armseligkeit, die Fehler und die Lauheit so vieler. Da kann einem wirklich schwindlig, ja übel werden.
Doch wenn die Kirche nach oben blickt, wenn sie Jesus Christus als Sohn Gottes bekennt, dann steht sie auf festem Fundament. Dann bleibt sie ihrem Ursprung treu. Seit zweitausend Jahren haben sich die Bischöfe von Rom und mit ihnen ungezählte Gläubige fest an dieses Bekenntnis des Petrus gehalten.
In bewegten Zeiten braucht es beides: den nüchternen Blick auf Kirche und Welt, der manches Durcheinander aushält und zu entwirren sucht. Und den felsenfesten und frohen Glauben, dass sich der große Gott uns in Jesus Christus ein für allemal gezeigt hat. Dieser Glaube macht nicht schwindlig, sondern beschwingt.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.
Dr. Franz Haringer
Leiter Papstgeburtshaus Marktl