Wie oft agieren wir wortwörtlich blind? Wir bauen eine regelrechte Mauer um uns herum und nehmen nicht mehr wahr, was wirklich um uns herum passiert, beispielsweise in Situationen wie Stress oder Leistungsdruck. Diese Mauer einreißen helfen kann Jesus. Ein Impuls zum 27. Oktober 2024 von Teresa Aigner, Pastoralreferentin in Bad Birnbach.
„Ich sehe was, was du nicht siehst“, dieses Spiel hat meine Schwester und mich durch zahlreiche lange Autofahrten begleitet. Und oft hat es ganz schön lang gedauert bis die andere rausgefunden hatte, was sie sehen sollte. Manchmal war eine von uns richtiggehend „blind“. Das ist auch nicht nur bei diesem Spiel der Fall. Es gibt nicht umsonst viele Redewendungen mit „blind“: Blind vor Liebe, blind vor Hass, blind vor Neid usw. Manchmal, da verbauen wir uns ja einfach selber die Sicht und wissen dann nicht mehr weiter, sehen nur noch schwarz.
Im Familiengottesdienst am heutigen Sonntag bauen wir dazu eine große Mauer aus Schachteln. Auf den Schachteln steht das, was uns den Blick verbauen kann. Vieles davon sind Stressfaktoren. Ob es Stress in der Schule oder am Arbeitsplatz ist. Ob es der Stress ist, wenn ich unbedingt mit anderen mithalten will und das nicht schaffe. Und dann Angst habe, nicht mehr dazuzugehören. Oder ob es der Stress ist, weil mich andere oder auch ich selber so unter Druck setze, Leistung zu bringen. Jeder Mensch hat da ganz unterschiedlichen Stress, Ängste und Probleme. Die bauen sich vor einem wie eine Mauer auf und ich kann nichts Anderes mehr sehen. Bin blind für alles andere.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Bartimäus aus dem Evangelium hat auch seine eigenen Probleme: Er ist blind, muss daher betteln und hat anscheinend keinen, der ihm hilft. Doch Bartimäus verzagt nicht. Er verlangt lautstark nach Hilfe. Er ruft mehrmals: „Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir!“ Er lässt sich nicht abbringen. Und kann dann seine Last vor Jesus bringen. Er bittet Jesus um Hilfe und seine Bitte wird erhört. Er vertraut darauf, dass Jesus derjenige ist, der ihm helfen kann.
An Bartimäus kann ich mir ein Beispiel nehmen. Wenn ich blind bin für alles andere, außer meinen Ängsten und Problemen, dann darf ich um Hilfe bitten. Ich darf mir Hilfe holen. Und sie auch annehmen. Ich darf darauf vertrauen, dass mich Jesus hört und an meiner Seite ist. Dieses laute Aussprechen, dass ich Hilfe brauche, das befreit. Diese Last vor Jesus zu bringen, befreit. Wenn ich es aussprechen kann, dann kann ich mir auch Hilfe holen. Bei Menschen um mich herum oder auch bei Fachstellen. Dadurch kann meine Mauer eingerissen werden, der Blick wird frei und die Augen sprichwörtlich wieder offen.
Teresa Aigner
Pastoralreferentin in Bad Birnbach