Für Nicht-Christen mag ein Sonntagsgottesdienst fremd wirken. Menschen lesen etwas vor, hören zu und singen miteinander. Und dann wird, ganz feierlich, Brot gebrochen und ausgeteilt. Genau das ist das Geheimnis der Christen: das gemeinsame Mahl, die Eucharistie. Papsthausleiter Dr. Franz Haringer hat das Thema Brotbrechen in seiner Predigt zum 28. Sonntag im kirchlichen Jahreskreis am 11. Oktober 2020 aufgegriffen.
Stellen Sie sich vor, jemand, der noch nie eine Kirche von innen gesehen hat, würde zufällig in einen unserer Sonntagsgottesdienste geraten! Was würde ihm da wohl auffallen? Wahrscheinlich das: Menschen lesen etwas vor, hören zu und singen miteinander. Und ganz feierlich wird es dann, wenn es etwas zu essen und zu trinken gibt. Brot wird ausgeteilt und aus einem Weingefäß wird getrunken.
Das Entscheidende am Christentum ist also offensichtlich das Essen und Trinken, das gemeinsame Mahl. Davon spricht auch das Evangelium dieses Sonntags. Jesus erzählt von einem König, der zur Hochzeit seines Sohnes Gäste einlädt. Aber viele der Eingeladenen haben weder Zeit noch Lust, so dass dann überraschend eine Reihe von Randexistenzen zum Festmahl gehen darf.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
In diesem Gleichnis haben sich die ersten Christen selbst wiedererkannt: Gott lädt ein zum Festmahl – und nun liegt es an der Freiheit des Menschen, diese Einladung auch anzunehmen.
Übrigens hatten die ersten Christen für ihren Sonntagsgottesdienst einen ganz einfachen Namen: das Brotbrechen. Kein üppiges Festmahl ist da notwendig. Es reicht gebrochenes Brot. So wie Brot zerbrochen und ausgeteilt wird, so hat auch der Herr Jesus sein Leben zerbrechen lassen. In jedem Stück Brot, das in der Sonntagsmesse ausgeteilt wird, ist seine verschenkte Liebe ganz enthalten. Diese Liebe war stärker als der Tod. Und so wird das Brot auch zum Erkennungszeichen des Auferstandenen.
Was wird einer sehen, der zufällig in einen unserer Sonntagsgottesdienste gerät? Hoffentlich auch die Freude in den Gesichtern aller, dass bei diesem Festmahl Himmel und Erde gemeinsam feiern!
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.
Dr. Franz Haringer
Leiter Papstgeburtshaus Marktl a.I.