
Im heutigen Evanglium geht es um die Seeligpreisungen in der Bergpredigt, die viele von Ihnen bestimmt gut kennen. Sie sind noch das "Zuckerl" – bevor es richtig zur Sache. Mehr dazu von Dompropst i. R. Hans Striedl, in seiner Predigt zum 4. Sonntag im Jahreskreis am heutigen 29.01.2023.
Wenn Sie an den kommenden Sonntagen wieder in die Kirche gehen, werden Sie die bekannte Bergpredigt Jesu hören. Da wird uns ein provozierender Text zugemutet: Da geht es um Töten und Versöhnen, um Ehebruch und Ehescheidung, um Schwören und ums Richten, um Fasten und Almosengeben und ums Beten.
Innerkirchlich wurde daher immer wieder versucht, den Text zu entschärfen. Er solle nur für die „christlichen Profis“ gelten: für Amtsträger, Ordensleute, ausgewählte Gemeinschaften. Aber: Dieser Text hat Gültigkeit für alle! Das Evangelium sagt ausdrücklich: „Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg, um möglichst von allen gehört zu werden.“
Diesen Sonntag hören wir die Einleitung zur Bergpredigt: „Die Seligpreisungen“. Jemand hat sie als „Zuckerl“ bezeichnet, bevor Jesus dann in die Vollen geht. Diese 8 Seligpreisungen haben wir schon so oft gehört, dass sie fast an Aussagekraft verloren haben: Selig, die arm sind vor Gott – Selig, die noch trauern können über all das Böse in der Welt – Selig, die keine Gewalt anwenden – Selig die Barmherzigen – Selig die Frieden stiften – Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden – Selig, die um Jesu willen beschimpft und verspottet werden…
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Wir müssen uns den Vorwurf gefallen lassen: Wir hören zwar die Seligpreisungen Jesu und bestaunen sie vielleicht sogar, aber im praktischen Leben halten wir uns an die Seligpreisungen dieser Welt.
Dabei leidet die Welt unter ihrem Evangelium, das Macht und Geld anbetet und uns gerade in der aktuellen Zeit in Angst und viele in die Verzweiflung treibt.
Wo dagegen Menschen die Botschaft Jesu ernst nehmen, da entstehen Oasen des Friedens, der Freude, der geschwisterlichen Liebe und der Gerechtigkeit.
Darf ich am Schluß meiner Gedanken zum Sonntag die Seligpreisungen Jesu so formulieren, dass man sie als Botschaft hört, die freudig stimmt:
Freuen dürfen sich alle, die alles von Gott erwarten und nicht sich selber zum Maß aller Dinge machen — Freuen dürfen sich alle, die unter der Not der Welt leiden und alles tun, dass Menschen Hoffnung schöpfen dürfen – Freuen dürfen sich alle, die brennend darauf warten, dass Gottes Wille geschieht, dass wir öfter fragen: Wie würde Jesus jetzt an meiner Stelle handeln – Freuen dürft Ihr euch, wenn man euch beschimpft und verfolgt und zu Unrecht alles Schlechte nachsagt, nur weil ihr zu mir gehört: Freut und jubelt: Gott wir euch reich belohnen!
Nehmen Sie diese Frohe Botschaft mit hinein in die neue Woche!
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag!
Hans Striedl (Dompropst i.R.)