
Wo bedarf es bei mir einer "Tempelreinigung"? Die Fastenzeit wäre doch die optimale Gelegenheit, sich innerlich aufzuräumen, zu erneuern und Gott so wieder mehr Raum im eigenen Leben zu geben. Dazu lädt Peter Kunz, Studentenpfarrer des Bistums Passau, in seiner Predigt zum 3. Fastensonntag am 3. März 2024 ein.
Die Szene der Tempelreinigung passt nicht so recht in das Bild, das viele von Jesus haben. Und doch: Das Verhalten ist konsequent. Jesus hat sich immer dafür eingesetzt, dass Menschen sich selbst und auch anderen den Zugang zu Gott nicht versperren.
Wo das Sabbatgebot als einengende und gegen den Menschen gerichtete Vorschrift ausgelegt wurde, hat Jesus Zeichen gesetzt. Wo immer eine Art von vermeintlicher Frömmigkeit Menschen eher von Gott wegführte, trat Jesus auf den Plan. Von daher versteht sich auch der „handgreifliche Protest“ gegen die Geschäftemacherei an einem Ort, der eigentlich voll und ganz Gott gehören soll.
Wir Menschen brauchen „Räume“, die keinen Nutzen haben – außer dem, dass dort Gott verehrt wird; Wir brauchen Zeiten, in denen wir nichts leisten müssen – außer dass wir uns Gott öffnen. Darum kann die Frohe Botschaft gerade in der Fastenzeit eine Anfrage an uns sein:
Wo bedarf es bei mir einer „Tempelreinigung“? Was müsste bei mir „weggeschafft“ werden, damit Gott wieder mehr Raum in meinem Leben bekommt?
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Es bedeutet nicht mehr, öfter oder länger beten, fasten, Almosen geben. Hilfreicher ist es da, auf das zu schauen, was jetzt bereits geschieht – sei es das Morgen- oder Abendgebet, sei es der Rosenkranz, sei es der Gottesdienst am Sonntag. Da lohnt sich die Frage: Kann ich diese „Gelegenheiten“ so gestalten, dass ich sie bewusst als Zeit für Gott erlebe, — dass Gott die Möglichkeit hat, mich anzusprechen, — dass ich das Gott mitteilen kann, was mich und ihn jetzt betrifft?
Wo das gelingt, gewinnt das Leben an Farbe, an Tiefe, auch an Standfestigkeit. Das Alte Testament kennt hierfür ein sehr ansprechendes Bild. Es findet sich beim Propheten Jeremia: Gesegnet der Mann, der auf den Herrn sich verlässt und dessen Hoffnung der Herr ist. Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und am Bach seine Wurzeln ausstreckt: Er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt; seine Blätter bleiben grün; auch in einem trockenen Jahr ist er ohne Sorge, unablässig bringt er seine Früchte.
Wir dürfen Gott zutrauen, dass er unser Leben in diese Richtung wandeln kann, wenn wir uns ihm anvertrauen, wenn wir unsere Gewohnheiten neu in den Blick nehmen, wenn wir uns ganz uneigennützig Ihm und Seinem liebevollen Handeln hingeben.
Peter Kunz
Studentenpfarrer