
Gute Hirten sein gehört zu unserem Leben als Christen dazu. Bedeutet: Füreinander da sein und Sorge tragen und durch Jesus die Begegnung mit Gott suchen, gerade auch im Gebet. Was genau einen guten Hirten auszeichnet, erläutert Pfarrer Peter Kieweg in seiner Predigt zum Weltgebetstag für geistliche Berufe am 30. April 2023.
Wir feiern den 4. Sonntag der Osterzeit als den Gute-Hirten-Sonntag. Wir schauen auf Jesus als den Guten Hirten und begehen damit zugleich den Weltgebetstag für geistliche Berufe. Das heißt: Dieses „Ich-bin“-Wort Jesu — „Ich bin der gute Hirte“ — ist eines, das nicht nur von Christus gilt, sondern auch von uns Christen gelten soll. Von den „Hirten der Kirche“ ist die Rede, und natürlich lautet der Anspruch, gute Hirten zu sein.
Im Evangelium des heurigen Gute-Hirten-Sonntages begegnet uns allerdings ein anderes „Ich-bin“-Wort, das der Selbstbezeichnung Jesu als guter Hirte vorangeht. „Ich bin die Tür“, sagt er.
Gilt auch hier, dass dieses Wort nicht nur von Christus, sondern auch von uns Christen gelten soll? Ja und nein.
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Wenn wir dieses Wort etwas losgelöst von den Versen des Johannesevangeliums betrachten, dann durchaus ja: Tür sein… Wegbereiter sein, jemandem am Beispiel seines eigenen Lebens und Glaubens die Tür zu Christus auftun und so selber irgendwie ein kleiner Schlüssel oder eben eine kleine Tür sein, jemanden was aufschließen, erschließen.
Wenn wir dieses Wort jedoch im Zusammenhang unseres Evangeliums lesen, dann ist es eher ein exklusives Wort Jesu über sich selbst: „Ich bin die Tür zu den Schafen“. Er sagt: „Wer durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe.“ In der Rede von sich als der Tür beantwortet Jesus die Frage, wie man Hirte, wie man guter Hirte sein kann: indem ich durch ihn hineingehe.
In aller Regel ist das Durchschreiten einer Türe nur ein kurzer Moment. Auf dem Weg zu einem „Schaf“ kann das ein kurzes Stoßgebet sein, indem ich um seinen Beistand bitte für die folgende Begegnung. Aber wie es liturgisch bei der Taufe zu Beginn ein etwas längeres Stehen der Eltern und Paten mit ihrem Täufling in der Tür gibt, so soll dieses Hineingehen immer wieder ein ausgiebigeres Stehen in der Tür Jesus beinhalten. Unser Bischof Stefan legt allen, die Hirtensorge tragen, die tägliche Heilige Stunde wieder und wieder ans Herz — eine konkrete Gestalt dieser Tür zu den Schafen. Bei Jesus sein, mit Jesus sein — Einladung an uns alle, damit wir alle in unterschiedlichsten Formen füreinander gute Hirtensorge tragen können.
Peter Kieweg
Pfarrer im Pfarrverband Ering a.I.