
Der heilige Pfarrer von Ars war schon zu Lebzeiten ein sehr bekannter Mann, viele Wunder werden ihm zugeschrieben und auch viele wunderliche Geschichten. Dompropst Dr. Michael Bär erzählt ein paar dieser kleinen Legenden, in seiner Predigt zum 18. Sonntag im Jahreskreis am 31. Juli 2022.
Der Pfarrer von Ars war ein seltsamer Heiliger. Aber in seinem Wirken äußerst erfolgreich. Drei kleine Geschichten zu Johannes Maria Vianney.
Der kleine Johannes wollte unbedingt Priester werden. Leider war er sehr schwach in der Schule und scheiterte regelmäßig an Latein. Beim Examen war der Generalvikar des Bistums dabei und fragte die Seminarverantwortlichen: Ist Vianney fromm – Ja. Liebt er die Gottesmutter – Ja. Betet er den Rosenkranz – Ja. Dann nehmen wir ihn. Die Prüfungskommission war beleidigt, konnte sich aber dem Willen des Prälaten nicht entziehen.
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Sein Bischof schickte ihn nach Ars, eine kirchlich verwahrloste Gemeinde mit 230 Seelen in der Nähe von Lyon. Ein junger Mann zeigte ihm den Weg zum Pfarrhof. Ihm sagte er: Du hast mir den Weg nach Ars gezeigt, ich werde Dir den Weg in den Himmel zeigen. Sein Ziel war einfach: die Seelen von Ars gewinnen. Und er ging planvoll vor. Er predigte vehement gegen das Tanzen und die Wirtshäuser, von denen es vier in Ars gab. Nach zehn Jahren mussten sie schließen. Vianney hatte sich durchgesetzt. Er gründete ein Waisenhaus für Mädchen, Gebetsbruderschaften. Er renovierte die Pfarrkirche und saß fleißig im Beichtstuhl gegen Ende seines Lebens bis zu 17 Stunden. In seinem letzten Lebensjahr kamen an die 100.000 Gläubige zu ihm. Das nach der Revolution spirituell ausgehungerte Frankreich lechzte nach Seelenführern wie Vianney.
Um ihn herum geschahen Wunder, Heilungen, er besaß die Gabe der Seelenschau. Er schlief kaum, weil ihm die Dämonen keine Ruhe ließen. Nacht für Nacht war im Pfarrhof im wahrsten Sinne des Wortes der Teufel los. Bei einem derart anstrengenden Leben sehnte sich Vianney nach klösterlicher Ruhe und versuchte drei Mal aus Ars zu fliehen. Aber es gelang ihm nicht.
Schließlich starb er an totaler Erschöpfung. An sein Sterbebett kam ein kleines Mädchen und sagte, ihr Großvater liege im Sterben und erzähle andauernd, dass der Herr Pfarrer ihm den Weg in den Himmel zeigen wollte. Vianney antwortete: Morgen schon werde ich ihm diesen Weg zeigen. Und tatsächlich starb der Mann am nächsten Tag als erster nach Vianney.
Ja. Ein seltsamer Heiliger, dieser Jean Marie. Kein theologischer Gelehrter, sondern ein Zeuge, der den Glauben lebt. Solche seeleneifrigen Hirten können auch in kirchlich dunklen Zeiten viel bewirken.
Heiliger Pfarrer von Ars bitte für uns, damit auch wir in den Himmel kommen.
Dr. Michael Bär
Dompropst