Die Auferstehung und die Kreuzigung gehören zusammen, sie ist der göttliche Triumph über das qualvollste und entwürdigenste Leiden, das sich die Menschheit in ihrer Perversion als Folter- und Todesstrafe ausgedacht haben. Mehr dazu von Dompropst em. Hans Striedl in seiner Predigt zum Ostersonntag am 31. März 2024.
Verehrte Schwestern und Brüder!
Wir feiern Ostern! In einer Welt, in der der Tod wieder sehr ernst genommen wird, hat die Osterbotschaft wieder eine besondere Bedeutung bekommen: „Ich bin auferstanden – ich bin immer bei Euch!“
Folgende Begebenheit hat mich sehr berührt: Eine Religionslehrerin hat in der Schulklasse das Kreuz von der Wand genommen. Jedes Kind darf es genauer anschauen, darf es berühren.- Mittendrin fragt ein Schüler ganz betroffen: Warum hängen wir eigentlich immer ein Kreuz auf und kein Bild von der Auferstehung?
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Eine Antwort darauf ist gar nicht so einfach. Ist es vielleicht deswegen, weil wir dem Leid näherstehen als freudigen Ereignissen? Oder ist es deswegen, weil wir im Gekreuzigten die Liebe Jesu zu uns Menschen greifbarer erleben, als im verklärten Jesus?
Kreuz und Auferstehung gehören zusammen. Ostern ist undenkbar ohne den Karfreitag.
Die Kirche feiert gerade die Osternacht mit allem Jubel: mit festlichen Liedern und einem vielstimmigen Halleluja. Aber — ist nicht eine Riesenkluft zwischen dem Osterjubel in unseren Kirchen und dem tatsächlichen Leben draußen? Wir feiern Ostern in einer Welt, die ohne Frieden ist und voller Angst; in einer Welt, wo uns täglich und stündlich die Schreckensbilder von Menschen ins Wohnzimmer geliefert werden, die vom Krieg elend zugerichtet sind, die zuschauen müssen, wie ihre Heimat kaputt geschossen wird, die auf der Flucht sind und irgendwo bei fremden Leuten um Aufnahme bitten müssen. Wir feiern Ostern in einer Welt, wo auch hierzulande viele Menschen in Angst sind, wie sie künftig ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Freud und Leid, Glück und Elend liegen erschreckend nah beieinander. Aber schauen wir auf das Kreuz: Da am Kreuz, wo alles zu Ende schien, wo der Tod und die Bosheit der Menschen scheinbar stärker waren als Jesus, da bricht Leben auf. Da hat nicht der Tod das letzte Wort: Das Leben hat besiegt den Tod! (Lied!)
Als ein junger Bursch verunglückte, fand man in seinem Tagebuch folgenden Eintrag: „Auf meinem Schreibtisch steht ein Kreuz, in meinem Auto hängt ein kleines Kreuz: Ein Zeichen des Todes, weil ich an das Leben glaube!“
Ich wünsche Ihnen und Ihren Angehörigen und Freunden ein gesegnetes Osterfest!
Hans Striedl
Dompropst i.R.