
Die Geschichte von der Geburt Jesu Christi, die Weihnachtsgeschichte, ist die schönste überhaupt. Sie erzählt die Mensch-Werdung Gottes und wird gerne von Kindern, aber auch Erwachsenen, in einem Krippenspiel nachgespielt. Welche Rolle spielen Sie? Mehr zum schönsten Rollenspiel von Dompropst Dr. Michael Bär in seiner Predigt zum 4. Adventssonntag am 20. Dezember 2020.
Bei der Besetzung der einzelnen Rollen im Krippenspiel der Kinder merkt man, wie bedeutsam die Personen sind. Alle wollen Maria und Josef darstellen. Der himmlische Engel ist ebenfalls beliebt. Die Hirten mit ihren Hüten und Stecken spielen die Kinder auch gern. Ganz unten in der Beliebtheitsskala jedoch die hartherzigen Wirte, die das hochheilige Paar abweisen. Aber auch diese Positionen müssen eingenommen werden, damit die Geschichte komplett ist.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Die Szene, die uns der Evangelist Lukas heute vorträgt, liegt schon neun Monate zurück. Es ist keine große Inszenierung mit zahlreichen Mitwirkenden, sondern lediglich ein kleines Kammerspiel.
Ort der Handlung ist ein Zimmer im Elternhaus der Maria in Nazareth. Zunächst sehen wir nur die Jungfrau. Traut man den zahllosen Künstlern, die diese Szene gemalt haben, so ist Maria gerade beim Beten oder beim Lesen der Heiligen Schrift. Dann betritt der Engel den Raum und grüßt artig. Von Flügeln ist keine Rede, es läuft alles ganz menschlich normal ab. Maria erschrickt nicht vor der Gestalt dieses Gottesboten, sondern vor der Anrede. Als Begnadete wurde sie noch nie bezeichnet. Was da wohl dahinter steckt? Der Engel klärt sie auf. Das mit dem Kind kann sie nicht nachvollziehen, denn sie ist zwar mit Josef verlobt, aber noch nicht zu ihm gezogen. Sie schläft noch nicht mit ihm. Wie soll so ein Kind kommen können?
Eigentlich dulden Engel keinen Widerspruch, nicht einmal einen Zweifel. Marias Verwandter Zacharias wurde im Vorfeld der Geburt des Johannes aufgrund solcher Zweifel mit anhaltendem Stimmverlust bestraft. Doch der Engel ist gnädig und erklärt Maria, wie die Empfängnis geschehen soll. Es wird das Werk des Heiligen Geistes sein. Dass so Manches Unglaubliche Wirklichkeit werden kann, belegt Gabriel mit dem Hinweis auf die Schwangerschaft der eigentlich unfruchtbaren Elisabeth. Sie ist schon im sechsten Monat und ihre Leibesfrucht ist unübersehbar.
Der Engel erwartet noch eine Antwort der Jungfrau und erhält sie: Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe, wie Du es gesagt hast. Zufrieden und grußlos verlässt Gabriel die Kammer.
Die Geschichte nimmt ihren Verlauf und wird dramatischer, als das bescheidene Vorspiel es erwarten ließ. Doch dieser Akt wird erst in ein paar Tagen gespielt, heuer leider nicht von den Kindern, sondern nur in unserer Phantasie und auch die Spätvorstellung für die Erwachsenen wird vorverlegt. Trotzdem sollte sie keiner versäumen; denn es ist die schönste Geschichte überhaupt, die Weihnachtsgeschichte. Wie Jesus zur Welt kommt, wie Gott Mensch wird und wir alle finden unsere Rolle darin.
Dr. Michael Bär
Dompropst