
Jesus scheint sehr wohl zwischen Amt und Person zu unterscheiden: «Tut und befolgt, was sie sagen.», spricht er über die Pharisäer, doch, so heißt es weiter, «Richtet euch nicht nach dem, was sie tun.», wenn sie sich selbst nicht an diese Gebote halten.
Der Gedanke zwischen Amt und Person zu unterscheiden ist bestimmt nicht immer der augenscheinlichste. Hängt doch die Glaubwürdigkeit von Politikern, Predigern und Lehrern ganz besonders davon ab, ob sie selbst auch das tun, was sie lehren. Ein Politiker, der zum Sparen auffordert, selbst aber im Luxus lebt, wird als wenig authentisch gelten. Ein Prediger, der die Liebe Gottes predigt, und dann, im ständigen Streit mit seinen Mitmenschen liegt, hat sich selbst disqualifiziert.
Jesus scheint sehr wohl zwischen Amt und Person zu unterscheiden: «Tut und befolgt, was sie sagen.», spricht er über die Pharisäer, doch, so heißt es weiter, «Richtet euch nicht nach dem, was sie tun.», wenn sie sich selbst nicht an diese Gebote halten.
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Bei einigem Nachdenken leuchtet uns das sicherlich ein: Das Urteil, das ein Richter im Namen des Gesetzes spricht, ist selbst dann rechtskräftig, wenn der Richter anschließend wegen genau des gleichen Deliktes selber verhaftet wird.
„Lehrers Kinder und Pfarrers Vieh, gelingen selten oder nie.“, heißt da ein altes Sprichwort. Es geht um den Kontrast, der sich zwischen Anspruch und Wirklichkeit aufbaut. Da wo Erwartungen geweckt, dann aber herb enttäuscht werden.
So ist das bei uns in der Kirche. Wo große, hehre Grundsätze von Nächstenliebe, Heiligkeit und Vollkommenheit eine Rolle spielen sollen, setzten wir die Messlatte nicht gerade tief an. Darum erreicht das Wort Jesu uns alle: «Was sie sagen, das tut. Aber achtet nicht auf das, was sie selbst tun.» Das heißt doch: Gemeinsam die Herausforderung annehmen, nicht einfach über Bord zu werfen, weil es zu schwierig erscheint; unser Reden, Denken und Tun immer wieder auf den Prüfstand zu stellen und Verzeihung und Neuanfang zu ermöglichen.
Alle sind wir auf dem Weg Jesu Botschaft lebendig zu machen. Packen wir es an und möge es gelingen, dass es nicht nur heißt: „Richtet euch nicht nach dem, was sie tun.“, sondern, dass wir immer wieder die Sehnsucht in den Mitmenschen wecken können, nach unserer Hoffnung zu fragen, die uns bewegt.
Studentenpfarrer Peter Kunz