
Fischer und ein Jünger Jesu war Simon-Petrus. Im Vertrauen auf sein Wort ist Petrus selbst in äußerst ungünstigen Zeiten zum Fischen auf das Meer hinaus gefahren. Mit vollem Erfolg, denn seine Netze waren schließlich gefüllt. Ihm sollten wir es als Christen, im übertragenen Sinn, gleichtun: andere Menschen für den Glauben begeistern, selbst wenn die Zeiten gerade schwierig sind, betont Generalvikar Josef Ederer in seiner Predigt zum 5. Sonntag im Jahreskreis am 6. Februar 2022.
In diesen Wochen sind in vielen Pfarreien Pfarrer und Ehrenamtliche unterwegs um Kandidatinnen und Kandidaten für die Pfarrgemeinderatswahlen im März anzusprechen. Ein mühevolles und oft auch frustrierendes Unterfangen in denkbar schwierigster Zeit. Als ob die Lähmung durch Corona allein noch nicht reichen würde, kommt jetzt auch noch das Münchner Missbrauchsgutachten dazu, das Vertuschung und Leitungsversagen schonungslos dokumentiert und offenlegt. Und manche Reaktion von Verantwortlichen darauf kann man auch nur noch als beschämend, um nicht zu sagen erbärmlich, bezeichnen. Ich kann den Mut, die Treue und die Liebe zur Kirche vor Ort nur bewundern, mit der jetzt noch jemand für die Mitarbeit in dieser Kirche wirbt und dazu einlädt — und dafür danken. Es war ohne das alles schon schwer genug!
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Es war, wie es Petrus im heutigen Evangelium im Blick auf den Fischfang Jesus gegenüber zum Ausdruck bringt: “Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Wenn wir schon unter normalen Umständen nichts gefangen haben, wie sollen wir dann jetzt, zur Unzeit, etwas fangen?” Nach unseren menschlichen Maßstäben ist für eine Pfarrgemeinderatswahl oder das Werben für einen Einsatz oder einen Dienst in der Kirche jetzt eine Unzeit. Und dennoch! Was tut Jesus im Evangelium? Er schickt sie dennoch hinaus. Und trotz aller gegenteiliger Erfahrung, trotz aller Zweifel und Bedenken sagt Petrus: “Wir haben zwar die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen.” Und sie fingen so viele Fische, dass die Netze zu zerreißen drohten und ihre Boote fast untergingen. Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: “Geh weg von mir, denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr.” Da sagte Jesus zu ihm: “Fürchte dich nicht! – Von jetzt an wirst du Menschen fangen.” Daraufhin verließen sie alles und folgten Jesus nach.
Liebe Gläubige! In dieser Unzeit der Kirche möchte ich ihnen heute drei Dinge mitgeben. Auch wenn Sie die Institution Kirche mit ihren Fehlern und ihrer Sündhaftigkeit enttäuscht und in die Verzweiflung treibt, lassen Sie sich Ihre ganz eigene und persönliche Beziehung zu Gott und Jesus Christus nicht nehmen. Hören Sie auf sein Wort — und handeln Sie auf sein Wort hin! “Fürchten Sie sich nicht!” – Haben sie Mut und Vertrauen, egal was noch kommt, denn Gott ist da! Und: Kämpfen Sie für Ihre Berufung, die Sie von ihm her spüren. Und: “Folgen Sie ihm nach!” – auf dem Weg, den er Ihnen zeigt. Und denken Sie daran: Jede Zeit, auch jede Krisenzeit, auch wenn Sie uns noch so sehr als Unzeit erscheint, ist seine Zeit vielleicht auch der Beginn einer neuen Zeit mit ihm.
Generalvikar Josef Ederer