„Ich verspreche dir die Treue in guten und in bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet. Ich will dich lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens.“ So das altbekannte Eheversprechen, das sich Partner bei der kirchlichen Trauung geben. Was uns das allen mit auf den Weg geben kann, erklärt Jugendpfarrer Hubertus Kerscher in seinem Impuls zum Erntedanksonntag am 6. Oktober 2024.
Wenn ein Paar kirchlich heiratet, dann geben sich die beiden Partner im Höhepunkt des Trauritus folgendes Versprechen: „Ich verspreche dir die Treue in guten und in bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet. Ich will dich lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens.“
Einmal wurde ich in einem Vorgespräch vor der Hochzeit von einem Brautpaar gefragt: „Herr Pfarrer, wie kommt denn der Tod im Eheversprechen? Ist es nicht ein bisschen unromantisch, an so einem Tag vom Sterben zu reden?“ Der Gedanke dahinter ist folgender: Zwischen jetzt und „bis der Tod uns scheidet“ gestalten wir unser Leben – danach sind wir ganz in der Hand Gottes. Es ist der längst mögliche Zeitraum, den ich als Mensch versprechen kann. Freilich kann man sich auch in diesem Leben nicht alles aussuchen. Viele Herausforderungen aber auch glückliche Zufälle haben wir nicht selbst gewählt oder gewollt. Ich selbst habe aber in der Hand, wie ich auf das Leben reagiere – in den guten wie in den bösen Tagen. Das versprechen sich die Eheleute: Dass sie bei jeder Entscheidung im Privaten, im Beruflichen und darüber hinaus folgende Maxime gelten lassen wollen: Sie soll dem Anderen zur Liebe, zur Achtung und zur Ehre gereichen.
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Unter diesem Versprechen wird die Ehe für uns als Christen zum Sakrament, zu einem wirkmächtigen Heilszeichen. Es lässt uns erahnen, was wir darunter verstehen, dass Gott seine Welt und sein Volk liebt und ihnen treu bleibt. Eine Liebe, die neues Leben ermöglicht und selbst in bösen Tagen Zukunft und Hoffnung verspricht.
Darauf verweist auch Jesus im heutigen Sonntagsevangelium. Dort fällt ein Satz, der auch im Trauritus nach dem Eheversprechen vorkommt: „Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.“ Im Griechischen hören wir im Wort „verbinden“, das hier verwendet wird, den Begriff des „Jochs“ mit. Man könnte als den Satz, wie es der Bibelwissenschaftler Martin Ebner tut, also auch so übersetzen: Was Gott ‚unter einem Joch zusammengespannt hat‘, das darf der Mensch nicht trennen. Damit soll freilich nicht gesagt werden, dass die Ehe nur ein mühsames Joch ist, wie man es in manchen billigen Witzen hört. Die Bedeutung ist vielmehr: Nicht ein Partner ist der Lenker des anderen, sondern Gott ist es, der beide führen will und mit ihnen gemeinsam und durch die Liebe und Treue, die sie sich versprochen haben, gestaltet er seine Schöpfung.
Heute feiern wir Erntedank. Diesen Tag nutzen viele Christinnen und Christen um Dank zu sagen für Gottes Schöpfung und wohl auch für all die guten Tage, die sie erfahren durften. Wir denken aber auch an die große Rolle, die Gott uns Menschen, den Ehepaaren und jedem und jeder Einzelnen von uns, in seiner Schöpfung zugedacht hat.
Hubertus Kerscher
Jugendpfarrer