„Ich kann durchaus an Gott glauben. Aber dass er sich um uns Menschen kümmert, dass er uns nachläuft und zu sich bringen will, das kann ich mir nicht vorstellen.“ Viele haben inzwischen diese Sichtweise von Gott. Es herrscht eine „vornehme Distanziertheit“, wie Franz Haringer, Leiter des Papst-Geburtshauses Marktl a.I. es formuliert. Mehr dazu in seiner Predigt zum 14. Sonntag im Jahreskreis am 9. Juli 2023.
„Ich liebe den Sternenhimmel“, sagt mir ein gebildeter älterer Herr. „Ich schaue durch das Teleskop, ich bewundere die Ordnung der Planeten und staune über die Naturgesetze.“ Und weiter sagt mein Gesprächspartner: „Ich kann durchaus an Gott glauben, an die Vernunft des Schöpfers, an die Logik seiner Werke. Aber dass er sich um uns Menschen kümmert, dass er uns nachläuft und zu sich bringen will, das kann ich mir nicht vorstellen. Wer sagt mir, dass dieser Gott der Vernunft zugleich auch die Liebe ist?“
Ja, so denke ich mir, das ist die Einstellung dieser Welt: vornehme Distanziertheit. Wir wollen den Herrgott nicht mit uns behelligen. Dann braucht er sich auch nicht groß mit uns beschäftigen.
Was auf den ersten Blick so vernünftig und logisch klingt, das nennt der Herr Jesus im Evangelium dieses Sonntags die Weisheit und Klugheit dieser Welt. Vornehme Distanziertheit. Oder: höfliches Desinteresse.
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Demgegenüber verweist er auf eine andere Art von Klugheit: Er spricht von den Unmündigen, von den Kleinen, von denen, die noch kindlich staunen können, wenn etwas Großes auf sie zukommt. „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das … den Unmündigen offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen.“ (Mt 11,25f.)
Für die ersten Jünger Jesu war klar: In Jesus von Nazaret ist der große Gott ganz nahe gekommen. Er sucht die Menschen. Er läuft ihnen in Liebe nach. Er will sie zusammenführen und in sein Leben einladen. Wenn wir schon in unserem kleinen Leben manchmal spüren, dass allein die Liebe zählt, wie sollte dann der „Herr des Himmels“ nicht auch die Liebe schlechthin sein?
In Gott fällt alles zusammen: die Vernunft des Schöpfers und die Liebe zu seinem Geschöpf, die Allmacht des Ewigen und die liebevolle Güte zu jedem Menschen. Das anzunehmen, braucht es das weite Herz eines Kindes. Kinder bleiben nicht in vornehmer Distanziertheit – sie geben erst einmal einen großen Vertrauensvorschuss.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.
Dr. Franz Haringer
Leiter Papstgeburtshaus Marktl