
Gott wird Mensch; als kleines Kind kommt er zu uns am Heiligabend auf die Welt. Nicht pompös und mächtig, sondern als kleines Jesuskind! Doch kann es das Beste aus uns Menschen herausholen, betont Domvikar Bernhard Kirchgessner, Leiter des Exerzitien- und Bildungshauses Spectrum Kirche Passau-Mariahilf, in seiner Predigt zum 4. Adventssonntag am 19. Dezember 2021.
Warum wurde Gott Kind? Warum wurde Gott Mensch? Diese Frage treibt im 11. Jahrhundert einen Benediktinermönch namens Anselm von Canterbury um. Ja, warum wurde er eigentlich Mensch? Warum tat sich der Unnennbare, der Unermessliche die Sache mit dem Menschen an? Ich möchte diese Frage des Mönches noch zuspitzen: Warum kam Gott als Kind? Warum nicht in Macht, Pracht und Herrlichkeit, was die Menschen wohl viel mehr beeindruckt hätte? Eine indirekte Antwort auf diese Frage gab vor kurzem Hans Meilhammer, Sie kennen ihn als Herbert von der Schnipsi, in einem Interview mit der Heimatzeitung anlässlich seines 70. Geburtstags. Nach seinen Opagefühlen gefragt, antwortete er: „Dieses kleine Wesen ist mir so kostbar, ich will alles tun, um mich ihm würdig zu erweisen. Es ist als könnte ein kleines Kind das Beste aus einem Menschen herausholen.“ Eine starke Antwort! „Ich will alles tun, um mich dieses kleinen Wesens würdig zu erweisen!“
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Wir stehen kurz vor dem Weihnachtsfest. Es ist in unserem Kulturkreis wohl das wichtigste Familienfest. Die arbeitsfreien Feiertage, die viele von uns genießen dürfen – von dieser Stelle aus einen Dank der Kirche an all jene, die für uns in diesen Tagen Dienst tun! – diese freien Tage wurden aber nicht unserer Familien wegen eingerichtet, sondern einer besonderen Familie wegen in seltsamer Konstellation: Ein Vater, der nicht der leibliche Vater des Kindes ist und sich dennoch nicht aus dem Staub macht, eine hochschwangere Frau kurz vor der Niederkunft, beide auf beschwerlicher Reise, und am Ziel ohne Dach über dem Kopf. Idylle, wie wir sie zu Weihnachten gerne zeichnen, ja überzeichnen, schaut anders aus! Und doch sprechen wir von einer Heiligen Familie, weil für dieses Kind in besonderer Weise gilt, was Hans Meilhammer von seinem Enkel sagt: „Dieses kleine Wesen ist mir so kostbar, ich will alles tun, um mich ihm würdig zu erweisen.“
Nochmals: Warum wurde Gott ausgerechnet Kind? Vielleicht war dies Gottes genialster Trick um uns Menschen für sich werbend zu gewinnen: Sein Erscheinen als kleines, wehrloses Kind. Denn wer könnte sich den süßen Kulleraugen, den Hamsterbäckchen und dem strahlenden Lächeln eines Kindes entziehen? Welchen Menschen ließe dies kalt? Er müsste schon ein Herz aus Stein haben! „Ich will alles tun, um mich dieses kleinen Wesens würdig zu erweisen!“ Wie kann uns das gelingen? Indem wir das Kind von Betlehem ernst nehmen, wie wir überhaupt Kinder ernst nehmen sollten. Dieses Kind ist nämlich nicht irgendein Kind, sondern Gottes Sohn in Menschengestalt. Mit der Geburt dieses Kindes ging über Betlehem und über dem dunklen Erdkreis ein Stern, ein Licht auf, das Wärme und Zärtlichkeit in diese Welt brachte – und auch heute bringen will, wenn wir uns diesem Kind und seiner Botschaft öffnen. * Feiern Sie in den kommenden Tagen im Kreise Ihrer Lieben! Essen und trinken Sie gut und beschenken Sie einander. * Und vergessen Sie dabei bitte nicht das Geschenk aller Geschenke: Den für uns Menschen nicht fassbaren Gott, der unseretwillen Mensch, Kind wird. Dieses kleine Kind, dessen Geburt der eigentliche Anlass des Weihnachtsfestes darstellt, kann nach den Worten von Hans Meilhammer aus jedem von uns das Beste herausholen.
Domvikar Bernhard Kirchgessner
Leiter Exerzitien- und Bildunghaus Spectrum Kirche Passau