In unseren Familien pflegen wir den Zusammenhalt und schauen aufeinander. Wie sieht es aber mit dem Zusammenleben in unserer Gesellschaft, auch in unseren Pfarrgemeinden, aus. Was tun wir für unsere Kinder, für die alten und kranken Menschen in unserer Mitte und für die, die am Rande der Gesellschaft stehen? Der Caritas-Sonntag lädt uns ein, darüber nachzudenken. Der Apostel Paulus ruft uns auf: „Seid also untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht“.
Wo immer deshalb Menschen betreut oder gepflegt, wo Menschen materiell und finanziell unterstützt werden, wo Menschen am Abgrund des eigenen Lebens stehen und vom Rand der Gesellschaft in die Mitte geholt werden, da ist etwas von diesem Jesus zu spüren und zu erfahren. Deshalb ist es auch eine der wesentlichen und vornehmsten Aufgaben der Caritas als gelebte Kirche, Menschen unabhängig vom Alter, von ihren körperlichen und geistigen Möglichkeiten darin zu unterstützen, dass sie ihr Leben selbst gestalten können und ihr Leben gelingt.
In vielen Ländern der Erde bestimmen Hass, Gewalt und Unterdrückung das Leben untereinander. Für unzählige Menschen ist die Folge solcher Feindseligkeiten die Flucht aus der Heimat. Und da, wo sie ankommen, werden sie oft keineswegs als Brüder und Schwestern aufgenommen. Die Diskussionen der letzten Tage um die Menschen in den Flüchtlingslagern in Griechenland zeigen uns dies.
Als Christen dürfen wir nicht tatenlos zusehen. „Handeln ist wichtiger als reden“ – das bringt die Gleichniserzählung von den ungleichen Söhnen im Evangelium deutlich zum Ausdruck.
Der eine redet nur, sagt schnell, vielleicht vorschnell, sein Ja und tut dann eben nichts, was diesem Ja entsprechen würde. Der andere, der Neinsager, bereut, überlegt es sich anders und geht und handelt im Sinne und nach dem Willen seines Vaters.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Wie oft zögern oder warten auch wir, dass andere zuerst reagieren? Wie oft haben wir Ausreden und Argumente, die uns bestärken, wegzuschauen? Gerade die Corona-Pandemie stellt uns die Frage, ob wir ausreichend bei den Menschen gewesen sind und als Kirche und Caritas das Wichtige und Notwendige getan haben.
Ich glaube JA. Wir nehmen wahr, dass die Menschen aufeinander schauen, dass die Pfarrgemeinde, der Pfarrer und die Haupt- und Ehrenamtlichen sehen, wo die Not ist und wo Hilfe gebraucht wird. Wir haben gespürt, dass niemand vergessen und ausgegrenzt ist. Ja, manchmal waren uns Grenzen gesetzt durch staatlich angeordnete Betretungsverbote, durch die Schließung von Einrichtungen. Vieles ist aber auch im Verborgenen geschehen, leise und unauffällig, vielleicht umso tiefer und inniger.
Viele Menschen in der Caritas, in den Pfarreien, im Bistum und darüber hinaus zeigen es tagtäglich: Sie handeln aus und mit Liebe zu den Menschen, denen sie begegnen und die sich ihnen anvertrauen. Sie sehen die Not von Menschen und bleiben nicht im Reden und Diskutieren stehen, sondern handeln. Sie beraten, begleiten, unterstützen, sind mit Herz und Hand und auch mit den Füßen dabei.
„Sei gut, Mensch“, ist das diesjährige Motto der Caritas. Ja, wir haben Gott sei Dank viele gute Menschen, die Gutes tun! Als Christen glauben und bezeugen sie tagtäglich mit ihrem Dienst am anderen, dass Gott ein Vater ist, der durch Christus jeden Menschen mit seiner Liebe berühren will; und der jedem Menschen deutlich machen will, dass er Kind Gottes ist, Bruder oder Schwester Jesu in einer Menschheitsfamilie.
Ich danke allen von ganzem Herzen für jede Spende und für jeden Dienst, der den Menschen zugutekommt, sei es direkt, sei es indirekt und der immer wieder zeigt, was eigentlich das Flammenkreuz der Caritas bedeutet.
Diakon Konrad Niederländer
Bischöflich Beauftragter und Vorstand
im Caritasverband für die Diözese Passau e.V.