
"Wem das Herz voll ist, dem geht der Mund über." Diese Redensart, die wie so viele ursprünglich aus der Bibel stammt, ist fast jedem geläufig und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass Verliebte ständig von ihrem geliebten Schatz erzählen wollen. Mehr dazu von der Referentin für Neuevangelisierung, Daniela Riel in ihrer Predigt zum 31. Sonntag im kirchlichen Jahreskreis am 31. Oktober 2021.
Verliebte können gar nicht anders: Unentwegt fliegen ihre Gedanken zum Geliebten. Sie tun nichts lieber als Zeit mit dem Geliebten zu verbringen oder in Gegenwart anderer über den Geliebten zu schwärmen. Ihr Denken, ihr Sprechen, ihr Tun, ja ihr Herz gehört einfach ganz dem Geliebten.
Das Wörtchen „ganz“ spielt auch im heutigen Evangelium eine Schlüsselrolle. In nur sieben Versen kommt es insgesamt siebenmal vor. Jesus wird nach dem ersten Gebot von allen gefragt und er antwortet: „Du sollst den Herrn deinen Gott lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit deinem ganzen Denken und mit deiner ganzen Kraft.“ Und: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden.“
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Die Textstelle macht deutlich: Kompromisse sind nicht erwünscht. Gott ist der einzige Herr, er allein ist Herr, heißt es, der uns ganz will und darin liegt zusammen mit der Nächstenliebe das größte Gebot. Letztlich wünscht sich Gott also unser ungeteiltes Herz, so wie Verliebte einander ganz das Herz schenken. Und wer Gott ganz zugetan ist, der wird auch zunehmend lieben können, wen Gott liebt: sich selbst und den Nächsten.
Vielleicht denkt der ein oder andere nun: welche Überforderung, wie soll das gehen? Nur allzu gern bleiben wir erst einmal unverbindlich. Wie oft geben wir eine vorläufige Zusage, wenn wir um etwas gebeten werden oder wir holen uns ein unverbindliches Angebot ein, um keine Konsequenzen befürchten zu müssen. Wir haben Hemmungen, uns festnageln zu lassen, weil wir spüren, es kostet uns etwas, und zwar nicht nur einen materiellen Preis, sondern letztlich kostet es uns selbst: unsere Treue, unsere Verlässlichkeit, unseren Einsatz.
Bei Gott brauchen wir keine Angst zu haben, uns festnageln zu lassen – warum? Weil er sich in Jesus Christus bereits ein für alle Mal für uns festnageln ließ, und zwar am Kreuz. Gott gibt alles – unwiderruflich –, weil er uns grenzenlos liebt. Das zeigt er uns Woche für Woche, wenn wir Eucharistie feiern und immer wieder aufs Neue hören dürfen: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Gott sehnt sich danach, dass wir seine Hingabe vertrauensvoll erwidern.
Schenken daher auch wir uns ganz Gott. Wir haben nichts zu befürchten. Und schenken wir uns auch unseren Mitmenschen, indem wir versuchen, sie zu lieben wie uns selbst.
Gott weiß, dass wir dazu fähig sind, uns ganz zu geben – mehr noch: dass wir erst dann, wenn unser Herz Gott ungeteilt gehört, zu unserer wahren Größe finden und wirkliches Glück in unseren Beziehungen erfahren. Ich möchte Sie ermutigen: Probieren Sie’s aus!
Dr. Daniela Riel
Referentin für Neuevangelisierung