
Nur wer zu Gott findet, wir auch zu sich selbst finden. In Gott liegen schließlich alle tiefen Wurzeln des Lebens und unserer Existenz. Und einzig Jesus als Gottes Sohn ist unser Weg, unsere Wahrheit und unser Leben. Mehr dazu von Kaplan Hubertus Kerscher zum Fest der Heiligen Familie und zugleich Stephanustag am 26. Dezember 2021.
Mein Vater hat zu meiner Schwester und mir einmal folgenden Spruch gesagt, als wir beide schon erwachsen waren, ich im Studium und meine Schwester fest im Beruf. Er sagt: „Eure Mutter und ich, wir wollten euch Wurzeln zum Wachsen und Flügel zum Fliegen geben.“ Damit ist wohl genauso viel über uns Kinder gesagt gewesen, wie über meine Eltern. Als sie unsere Lebenswege begleitet haben, mal mit mehr mal mit weniger Sorgen, aber immer mit Liebe, da hat sich auch für sie einiges verändert. In der Kindheit waren sie immer gebraucht, ganz praktisch und alltäglich. Jetzt brauchen wir sie immer noch, aber anders, als Ratgeber, als Stütze – aber das alltägliche Leben, das müssen und wollen wir selbst meistern.
Gerade an den Weihnachtstagen spüren viele, wie schön diese Wurzeln der Familie sein können – manchmal fallen da selbst erwachsene Kinder in alte Muster zurück. Das geht natürlich allenfalls für die Feiertage, danach heißt wieder selber fliegen.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Schon das Evangelium vom heutigen Sonntag, dem Tag der Heiligen Familie, zeigt das mehr als deutlich: der 12-jährige Jesus, an der Schwelle zum Erwachsenwerden, bleibt unbemerkt in Jerusalem. Für Maria und Josef scheint es, als hätten sie ihn verloren. Endlich wiedergefunden, macht Maria ihrer Sorge Luft: „Kind, warum hast du uns das angetan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht.“ Jesus sagt daraufhin fast schroff, dass das Geschehen Absicht war: „Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“ Das fällt den Eltern schwer zu verstehen. Auch im übertragenen Sinn, ist es wohl für Eltern nicht immer schmerzfrei, wenn Kinder ihren eigenen Weg einfordern und ins Leben ziehen. Wenn wir im Evangelium weiterlesen, dann werden wir erfahren, welcher Schmerz für Maria noch kommen soll, wenn sie den Gottessohn, ihren Sohn, auf seinem letzten Weg nach Jerusalem begleiten muss.
In der Erzählung des heutigen Evangeliums erkennen wir Christen aber nicht nur eine Analogie auf das Verhältnis von Eltern und Kindern. Eugen Drewermann schreibt dazu einmal folgendes: Diese Szene demonstriere, „was für das Leben eines jeden Menschen gilt, wenn er erwachsen werden will: um zu sich selbst zu finden, muß er in gewissem Sinne zu Gott finden.“ In Gott liegen die tiefen Wurzeln des Lebens und unserer Existenz. In Jesus wird uns endgültig auch die Zukunft eröffnet, die er für uns will. Er ist unser Weg, unsere Wahrheit und unser Leben.
Kaplan Hubertus Kerscher