
Wussten Sie, dass gläubige Juden früher den Namen Gottes nicht aussprechen durften - und ihn stattdessen "der Herr" nannten, oder ganz einfach "der Name", HaSchem? Wir Christen haben das zum Teil übernommen, weil Namen auch für uns eine große Bedeutung haben. Genau darüber spricht Kaplan Hubertus Kerscher in seiner Predigt zum 5. Fastensonntag am 21. März 2021.
Es gibt Namen, die traut man sich kaum auszusprechen. Wenn Sie zu denen zählen, die Harry Potter gelesen haben, dann kennen Sie sicher „Den, dessen Name nicht genannt werden darf“. Damit ist Voldemort, der Bösewicht der ganzen Saga, gemeint. Er verbreitet so viel Schrecken, dass die Menschen sich nicht mal trauen, seinen Namen laut zu sagen.
„Der, dessen Name nicht ausgesprochen werden darf“ – damit ist im Judentum auch Gott gemeint. Der Name Gottes, den Mose am brennenden Dornbusch erfrägt, wird von gläubigen Juden nicht mehr ausgesprochen. Sie sagen stattdessen „der Herr“, oder ganz einfach „der Name“ – HaSchem. Wir Katholiken haben das zumindest ein Stück weit übernommen: In unserer neuen Einheitsübersetzung der Bibel steht auch nicht mehr der Gottesname, sondern wir lesen dort „der HERR“, in Großbuchstaben.
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Nun ist Gott aber nicht der Bösewicht in unserer biblischen Geschichte. Gott ist das Gute und Gerechte schlechthin. Jesus wird uns schließlich ein Gebet lehren – das Vaterunser –, in dem wir darum bitten: „Geheiligt werde dein Name!“ Heute im Evangelium hören wir nun, dass Jesus sogar in der Gewissheit seines kommenden Kreuzesleidens sagt: „Vater, verherrliche deinen Namen!“
Wir lernen in all dem eine Sache: Den Namen Gottes heiligen, ihn zu verherrlichen, meint nicht Angst davor zu schüren, oder ein bestimmtes Wort zu beweihräuchern. Die Gottesbeziehung Jesu, meine und Ihre Gottesbeziehung – sie zeigt sich darin, was dieser Name für mich und für Sie bedeutet! All unser Beten steht unter dieser Überschrift genauso wie unser ganzes Leben. Wer ist dieser Gott für mich? Wer ist dieser Unaussprechliche, der da sein will – der so sein wird, wie er eben sein wird. Der da ist in den dunkelsten Stunden, genauso wie im Wunder und im Schönen. Gott ist in meinem Leben und in jeder Lebenslage da, er lässt sich nicht von außen festlegen. Der Vater, der für Jesus so unendlich nah ist – selbst in der Dunkelheit des Kreuzes, im Tod – er rettet und in Jesus führt er am Ende zu lichter Auferstehung.
Hubertus Kerscher
Kaplan im Pfarrverband Pocking