
Wer kommt in der Ostergeschichte gleich hinter Jesus an zweiter Stelle? Petrus? Nein. Maria Magdalena! Sie ist dem Auferstandenen als Erste begegnet. Eine Frau? Zur damaligen Zeit konnte sie vor Gericht nicht einmal als Zeugin aussagen. Und hier, wo es um nichts Geringeres als um die Auferstehung Jesu geht, soll eine Frau erste Zeugin sein? Mehr dazu von Dompropst Michael Bär in der Predigt zum Ostersonntag.
Thomas von Aquin, ein gescheiter Theologe hat eine Antwort gefunden. Maria aus Magdala ware deshalb die erste, weil sie Jesus mehr als alle anderen geliebt hat. Wer Jesus liebt, der sieht ihn, der erkennt ihn, der glaubt an ihn.
Als Maria das leere Grab vorfindet verständigt sie sofort Petrus, den Ober-Apostel und Johannes, den Liebling Jesu. Die beiden laufen in Windeseile zum Grab. Johannes, der Jüngere, ist der Schnellere. Aber er weiß, was sich gehört und läßt Petrus den Vortritt. Dann geht er ebenfalls in die Grabkammer hinein und es heißt so treffend. Er sah und glaubte. Er sah, dass kein Leichnam mehr da war, das war für ihn das Zeichen der Auferstehung.
Petrus und Johannes haben genug gesehen, sie gehen wieder nach Hause. Maria aus Magdala bleibt mit ihrer Trauer allein zurück. Auch sie wirft einen Blick ins leere Grab und sieht plötzlich zwei Engel dort sitzen, Gottesboten in weißen Gewändern. Wenn man sich die Szene vorstellt, so entsteht ein Bild wie von der Bundeslade im Tempel, die auf beiden Seiten von Engeln eingerahmt ist. Das Grab Jesu wird so zur Lade des neuen Bundes. Die Bundeslade hat ursprünglich die Gesetzestafeln der 10 Gebote des Mose enthalten. Das Grab hat Jesus Christus aufgenommen, der das Gesetz durch seine Liebe endgültig erfüllt hat.
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Doch Maria trifft nicht nur die Engel, sondern Jesus selbst. Zunächst erkennt sie ihn nicht und hält ihn für den Gärtner. Sie denkt logisch; denn das Grab liegt in einem Garten. Doch dann spricht Jesus sie mit Namen an: Maria! Das ist in ihr Herz gesprochen. Rabbuni! Meister ist ihre Antwort. Und sie umarmt ihren geliebten Herrn. Das lässt sich aus der Erwiderung Jesu schließen: Halte mich nicht fest! Doch sie wird ihn wohl minutenlang gehalten und geherzt haben. Maria aus Magdala, die ihn sosehr liebt, sie sieht und erkennt ihn als Erste nach seiner Auferstehung.
Was sehen und was glauben wir? In diesen österlichen Tagen sind wir Jesus wir begegnet, vom Letzten Abendmahl über sein Leiden und Sterben bis hin zu seiner Auferstehung. Die Liturgie hat ihn uns leibhaftig gezeigt.
Das Licht der Osterkerze wird in die grabesdunkle Kirche hereingetragen. Das Licht des Ostermorgens ist für uns Symbol der Auferstehung.
Es liegt an unserer Liebe egal ob Frau oder Mann – zu Jesus, zu den Mitmenschen, zu uns selbst – ob sich unsere Augen öffnen, ob wir ihn als auferstandenen Erlöser und Heiland erkennen..
Die Liebe öffnet die Augen für Jesus. Darum die vielen Liebeszeichen an Ostern: Die geweihten Speisen, das Osterwasser, der Osterjubel. Die Liebe öffnet unsere Augen für Jesus. Wir sehen ihn und glauben.
Ihnen allen wünsche ich ein frohes, gesegnetes Osterfest!
Dompropst Dr. Michael Bär