
Zeuge eines Ereignisses zu sein ist meistens keine sehr leichte Sache. Es bedarf eines verantwortungsvollen Umgangs mit dem Erlebten und den Mut seine Stimme zu erheben und für die Wahrheit einzutreten. Auch Christus braucht unsere Stimme, um seine Worte zu bezeugen, mehr dazu von Dr. Bernhard Kirchgessner, Leiter des Exerzitien- und Bildungshauses Spectrum Kirche Passau, in seiner Predigt zum 3. Adventssonntag am 13. Dezember 2020.
Erinnern Sie sich noch an die Fernsehserie Königlich-Bayerisches Amtsgericht, gespielt von vielen längst verstorbenen Schauspielern, bayerischen Originalen? Eine Sendung, die wohl den Ü 50 unter uns noch vertraut sein dürfte. In dieser Sendung, spielte der Gerichtsdiener eine besondere Rolle. Er hatte auf Geheiß des Amts-richters die Zeugen aufzurufen. Dabei bediente er sich zunächst einer Prise aus der Schnupftabakdose und sodann des stets gleichen Spruchs: „Die Zeugin Wallner Babette, Kellnerin zu Dürlling“. Und dann folgte stets ein „Geh weida, mir san dro.“
Ein Zeuge ist „eine natürliche Person, die zu einem aufzuklärenden Sachverhalt eigene Wahrnehmungen bekunden kann“, so formuliert es Wikipedia. Zeugen braucht es vor Behörden und bei Gericht, bei der Abfassung von Urkunden und bei religiösen Feiern (Trauzeugen).
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Zu einer besonderen Spezies Zeugen gehört der Täufer Johannes. Schon als Kind im Mutterschoß war er via Mama Elisabeth Jesus begegnet. Verbrieft ist die Begegnung am Jordan anlässlich der Taufe Jesu sowie das Zeugnis des Johannes für das Licht, wie das heutige Evangelium belegt. Wir können von Johannes her sagen: Die Heilige Schrift kennt religiöse Zeugen, die das, was sie gesehen, gehört und mit Jesus erlebt haben, bezeugen, und unter Umständen – wie Stephanus – dieses Zeugnis mit dem Leben bezahlen. Der religiöse Zeuge gibt also wider, was er selbst vernommen oder aufgrund des wahren Zeugnisses anderer erfahren hat.
In diesem Sinne sind alle Christinnen und Christen religiöse Zeugen. Ich frage: Sind wir Christinnen und Christen noch „Zeugen für das Licht“? Reflektieren wir durch unser Leben noch etwas vom Licht, das von Christus ausgeht? Von Papst Paul VI stammt der Ausspruch: „Der heutige Mensch hört lieber auf Zeugen als auf Gelehrte, und wenn er auf Gelehrte hört, dann deshalb, weil sie Zeugen sind“.
Wir brauchen die Gelehrten, wir brauchen die Theologie. Noch dringender aber brauchen wir Menschen, die mit ihrer ganzen Existenz die Wahrheit des Evangeliums bezeugen. Papst Benedikt bekennt im Vorwort seiner Jesustrilogie ebenso schlicht wie kraftvoll: „Für meine Darstellung Jesu bedeutet dies vor allem, dass ich den Evangelien traue.“ Trauen auch wir der Heiligen Schrift? Vertrauen wir Jesus von Nazaret? Und wenn wir ihnen trauen, geben wir auch Zeugnis davon?
Papst Franziskus schreibt in EVANGELII GAUDIUM: „Es wird von uns nicht verlangt, dass wir makellos sind, sondern vielmehr, dass wir immer im Wachsen begriffen sind, dass wir in dem tiefen Wunsch leben, auf dem Weg des Evangeliums voranzuschreiten, und den Mut nicht verlieren.“ (EG Nr. 151) Und er spricht uns Mut zu mit den Worten: „Jeder Christ ist in dem Maß Missionar (sprich Zeuge), in dem er der Liebe Gottes in Jesus Christus begegnet ist.“ (EG Nr. 120)
Das ist doch ein guter Maßstab für uns: Wer der Liebe Gottes in Christus in seinem Leben spürbar begegnet ist – ich hoffe ein jeder von uns -, der lege Zeugnis davon ab. Mit anderen Worten: „Geh weida, mir san dro!“
Ihr Msgr. Dr. Bernhard Kirchgessner
Leiter von Spectrum Kirche - Exerzitien- und Bildungshaus auf Mariahilf