
Geduld bringt Rosen, Ungeduld zerrissene Hosen, so lautet ein lustiges Sprichwort, wie sehr diese Redensart auch auf das Wort Gottes zutrifft, davon berichtet Kaplan Hubertus Kerscher in seiner Predigt zum 11. Sonntag im Jahreskreis am 13. Juni 2021.
Alles Neue soll am besten mit einem großen Knall beginnen. Wenn wir ehrlich sind, dann steckt in jedem von uns ein kleiner Revoluzzer, ungeduldig die Dinge anzupacken und endlich voranzukommen.
Ich kenne das bei mir in der Pfarrei – man hat eine Idee und am besten sollen alle gleich mit an Bord sein. Aber auch im Privaten gibt es so ein Wunschdenken: Jemand kommt, weil er Hilfe oder Rat braucht und man will sofort den richtigen Tipp auf der Zunge haben – der dann am besten auch gleich umgesetzt wird.
Der Revoluzzer in uns drängt zum Handeln, zum Tun, zum Machen und alles was zu langsam und träge erscheint, soll entweder durch die eigenen Fehler implodieren oder durch die eigene Tatkraft mit Schwung umgestaltet werden.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Ganz anders scheint der Plan vom Reich Gottes aufzugehen: Jesus redet im Evangelium vom Wachsen eines Samens, von der Frucht, die die Erde automatisch – von selbst – hervorbringt. So verbreitet sich das Reich Gottes in der Welt – und vielleicht genauso wichtig: so gedeiht in meinem Leben. Gott wächst langsam in unsere Existenz hinein. Da ist nichts vom Selber-Machen und von der heldenhaften Reaktion. Jesus redet hier in Bildern, die Geduld mehr als alle eigene Handlungskraft unterstreichen.
Erst einmal abzuwarten, zuzuhören, den Samen Gottes in meinem Leben und in dem der anderen wachsen sehen wollen – das ist aber etwas völlig anderes als Nichtstun. Es ist vielleicht die schwierigste Sache überhaupt – dem eigenen Revoluzzer zu widerstehen. Dem Drang zu Handeln und gleich zu Antworten nicht nachzugeben, erfordert Kraft – vielleicht mehr Kraft als jeder Aktionismus.
Die große Wahrheit hinter allem: Die Botschaft vom Reich Gottes, von Hoffnung und Erlösung für diese Welt und für jeden Menschen. Diese Wahrheit ist dynamisch und personal und wächst in jedes Leben auf ihre Weise hinein – Sicherlich nicht so, dass man alles Wesentliche nach drei Minuten erkennen und aussprechen könnte.
Der Sommer wird gut – immer mehr Kontakt wird hoffentlich möglich sein. Vielleicht nutzen wir die Chance, indem wir die Suche nach dem Reich Gottes im eigenen Dasein und in dem der anderen richtig herum angehen: Kennenlernen statt Abfertigen, Zuhören statt Überberaten, die Saat wachsen sehen, statt sie selber aus der Erde ziehen zu wollen.
Hubertus Kerscher
Kaplan im Pfarrverband Pocking