
Fachkräfte sind rar, im volkswirtschaftlichen Bereich spricht man hierbei immer vom Fachkräftemangel. Auch die Kirche ist um Nachwuchs bemüht, um junge Menschen die sich dazu berufen fühlen das Wort Gottes zu verkündigen. Mehr dazu von Dompropst em. Hans Striedl in seiner Predigt zum 13. Sonntag im kirchlichen Jahreskreis am 27. Juni 2021.
In der vergangenen Woche hatte ich ein schönes Erlebnis: Ich durfte mit einer ganzen Reihe von Priesterjubilaren mit unserem Bischof einen festlichen Gottesdienst im Dom feiern – wunderschön gestaltet von der Dommusik. Der Bischof hat herzliche Worte des Dankes und der Anerkennung ausgesprochen für unseren Dienst in den vergangenen Jahrzehnten.
Freilich war diese Freude etwas getrübt, weil wir heuer keinen Neupriester feiern können. An diesem Wochenende wäre die Priesterweihe gewesen. Bei einem Treffen mit Freunden habe ich dann gefragt, warum heute der Priesterberuf so wenig gefragt ist. Jemand hat darauf geantwortet: „Ihr Priester habt nun einmal mit Dingen zu tun, die den Durchschnittsmenschen wenig interessieren: Das ist Gott – und das sind Dinge, denen man möglichst aus dem Weg gehen möchte: nämlich Krankheit – Not – Sterben – Tod.“
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Da ist etwas dran! Tatsächlich hat der Priester neben dem Arzt am häufigsten mit Sterben und Tod zu tun. Selbst die 70/80 Prozent der Getauften, die nicht mehr zur Kirche gehen und nur noch schwache Kontakte zur Pfarrgemeinde haben, sind der Ansicht: Wenn‘s ans Sterben geht, soll der Priester zur Stelle sein. Sie haben noch eine vage Erinnerung daran: Wenn der Arzt vom Sterbebett zurücktritt, verfügt der Priester noch über Worte und Zeichen, die über den Tod hinausweisen.
Jemand aus der Runde hat gesagt: Priester fallen nicht vom Himmel – sie erwachsen einer Familie, die dafür den Grund gelegt hat. Ich vergesse nie den Bischof Klaus Hemmerle. Er hat einmal zu diesem Thema gesagt: „Mein Bischofsring ist zusammen- geschmiedet aus den Eheringen meiner verstorbenen Eltern. d.h. Dort, wo liebevoller und schenkender Geist in der Familie den Boden bereitet, wo miteinander gebetet wird, wo das Meßopfer gefeiert wird, dort wird der Altar nie ohne Priester sein!“
Ich möchte hinzufügen: Neben dem Elternhaus, neben der eigenen Familie trägt die ganze Umgebung dazu bei, ob sich ein junger Mensch traut „JA“ zu sagen, wenn er spürt, dass Gott ihn für seine Kirche braucht.
Vielleicht hört mich jetzt ein junger Mensch, der um diese Entscheidung ringt. „Ich möchte Dir das Wort des Hl. Don Bosco ans Herz legen:“ (Ich sags auf Bayrisch): „s‘Herz im Himmel – und d‘Füß auf der Erd!“ Bleib stets in guter Verbindung mit dem Herrgott und kümmere Dich um die Menschen in Deiner Umgebung!
Und eines verspreche ich Dir: Ich bete für Dich!
Hans Striedl
Dompropst em.