
Zwei Arten von Dämonen sind bestimmt auch Ihnen schon einmal begegnet: das Nicht-gemocht-werden und die Angst. Sie können so mächtig werden, dass sie über unser ganzes Leben bestimmen. Der Ausweg lautet: Jesus Christus. Er vertreibt sie durch seine Liebe zu uns Menschen. Mehr dazu von Dompropst Dr. Michael Bär in seiner Predigt zum 15. Sonntag im kirchlichen Jahreskreis am 11. Juli 2021.
Haben Sie schon einmal einen Dämon gesehen? Vielleicht im Film. Sie sind meist dargestellt wie der Teufel persönlich. Schwarz überall, ein schreckliches Antlitz, dessen Anblick keiner ertragen kann. So stellt man sich den gemeinen Dämon vor. Ob ich schon einmal einen Dämonen gesehen habe? JA. Doch der hat anders ausgesehen als eben beschrieben. Den Dämon selber habe ich nicht zu Gesicht bekommen, aber das, was er aus den Menschen macht, die er befällt. Zwei Arten von Dämonen sind mir schon begegnet, der eine heißt: “Keiner mag mich – nicht einmal ich selber”, der andere ist mit dem ersten eng verwandt, er nennt sich “Angst”.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Wie kommt der unreine Geist in einen Menschen hinein, wann befällt er die Seele? Es ge-schieht schon früh in der Kindheit. Der kleine Mensch braucht Nahrung, Pflege, Zärtlichkeit. Mit allen seinen Sinnen ist er hellwach, um zu spüren: Da ist jemand, der mich gern hat, der mich mag, der micht liebt. Wer schon einmal bei einer Taufe dabei war, der hat gesehen, wie intensiv der Priester versucht, das Böse vom Kind fern zu halten. Er salbt es, er legt ihm die Hände auf, er segnet es. Das Kind soll durch und durch fühlen, spüren, dass es von den Men-schen und von Gott geliebt ist. Der Dämon “Keiner mag mich – nicht einmal ich selber” soll von Anfang an keine Chance bekommen, dem Kind etwas anzuhaben.
Doch die Hauptverantwortung liegt bei den Eltern. Ihre Liebe, Ihre Zärtlichkeit lassen das Kind leben, wenn es hier fehlt, dann ist dem bösen Geist Tür und Tor geöffnet. Irgendwann am Anfang stand das Un-Wort: Ich mag Dich nicht! Am liebsten wäre es mir, Du wärest nie geboren! Schau Dich doch an, so einen wie Dich mag keiner! Ich kenne solche Lebensge-schichten. Junge Menschen in der Blüte ihrer Jahre haben kein Vertrauen in das Leben, in sich. Sie fühlen sich nicht geliebt, ja mögen sich selber nicht. Manche fügen sich bewusst Schmerzen zu, um sich zu bestrafen oder einfach nur um zu fühlen, dass sie noch da sind. Der Dämon treibt sie um und lässt ihnen keine Ruhe.
Jesus sendet uns Seelsorger aus, um diesen Dämon zu bändigen oder auszutreiben. Lange Gespräche, Zeit zum Zuhören und Verstehen, die gemeinsame Feier der Sakramente gehören zu den Heilmitteln. Wie dem beinahe Verdursteten muss das rettende Wasser der Liebe, Zuneigung und Wertschätzung dem Verzweifelten tröpfchenweise eingegeben werden.
Ich habe es schon erlebt: Menschen, die die Angst ablegen konnten, die Liebe gefunden und sich selber angenommen habe, denen stand die Erlösung auf das Gesicht geschrieben. Was vorher der Dämon verzerrt hatte, das hat Gott wieder heil gemacht.
Michael Bär
Dompropst