
Einem Mitmenschen helfen kann man schon mit einem guten Blick oder einem aufrichtenden Wort. Im übertragenen Sinn reicht man damit die Hand, was coronabedingt aktuell leider nicht möglich ist, so wie Jesus Aussätzigen die Hand gereicht hat. Mehr dazu von Jugendpfarrer Wolfgang de Jong in seiner Predigt zum 6. Sonntag im kirchlichen Jahreskreis am 14. Februar 2021.
Beim Fußball kommt es manchmal vor, da rempelt ein Spieler beim Kampf um den Ball seinen Gegenspieler so, dass dieser zu Boden fällt. Wenn der Spieler fair ist, dann lässt er den anderen nicht einfach am Boden liegen, er geht zu ihm hin, streckt ihm die Hand entgegen und hilft ihm wieder auf die Beine. Er richtet ihn auf. Kleine Kinder sind noch nicht so sicher auf den Beinen. Wenn sie einen Erwachsenen einen Weg entgegenlaufen, reicht schon eine kleine Unebenheit, dass sie stolpern und hinfallen. Dann geht das große Geschrei los. Die Mama muss kommen, dem Kind die Hand reichen, es wieder auf die Beine stellen, sie muss ihr Kind aufrichten. Manchmal sagen wir Menschen, obwohl wir fest auf beiden Beinen stehen: „Ich bin am Boden.“ z.B. Wenn ich nicht ganz gesund bin, oder nach einem peinlichen Fehler für den ich mich schäme. Dann kommt vielleicht ein lieber Freund zu mir und sagt: „Warum bist du heute denn so niedergeschlagen?“ Wenn wir von jemandem sagen, er ist niedergeschlagen, dann meinen wir: Seine Seele ist niedergeschlagen.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Wer niedergeschlagen ist, der fühlt sich ganz unten, obwohl er nicht wirklich am Boden liegt. Da tut ihm dasselbe gut, was dem gefoulten Fußballspieler oder was dem gefallenen Kind gutgetan hat: dass ihm jemand die Hand reicht, dass er ihm die Hand auf die Schulter legt oder ihn in den Arm nimmt. In diesem Augenblick werden meine Hände, meine Arme und auch meine Blicke zu einer Sprache, mit der meine Seele zur Seele des anderen spricht und ihm Mut macht. Indem ich den anderen meine Hand reiche, richte ich seine Seele auf. Im heutigen Evangelium hören wir von Jesus etwas ganz ähnliches: Er streckt einen Aussätzigen die Hand entgegen, berührt ihn und er wird geheilt. Wir können zwar Kranke nicht auf der Stelle gesund machen. Aber wir können etwas Ähnliches tun wie Jesus. Wenn wir Menschen treffen, die niedergeschlagen sind, dann können wir unsere Hand ausstrecken und sie berühren. Zur Zeit müssen wir uns aber leider anders behelfen, da können wir für den Mitmenschen einen guten Blick oder ein aufrichtendes Wort haben. Aber auch dadurch wird mein Gegenüber neue Kraft bekommen – und sich wieder aufrichten. Achten wir in den kommenden Tagen auf die Menschen um uns herum und versuchen wir sie zumindest ein wenig aufzurichten!
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen allen einen schönen und gesegneten Sonntag.
Wolfgang de Jong
Jugendpfarrer