
Die Adventszeit soll dazu dienen uns auf die Geburt Christi vorzubereiten, indem wir unser Herz für unsere Mitmenschen öffnen. Mehr
dazu vom Leiter Exerzitien- und Bildungshaus Spectrum Kirche Dr. Bernhard Kirchgessner in seiner Predigt zum 3. Adventssonntag am 15. Dezember 2019.
Der alpenländische Raum kennt in der Advents- und Weihnachtszeit ein reiches Brauchtum. Einer dieser Bräuche sind die sog. „Klöpfelnächte“. Dabei ziehen zwei als als Maria und Joseph verkleidete Erwachsene von Haus zu Haus, klopfen an die Türe der Bewohner und bitten um Einlass. Nicht für sich selbst „klöpfeln“ sie, sondern für das Kind, dessen Geburt bevorsteht. Zuweilen singen die beiden dabei das Lied „Wer klopfet an.“ * Ja, wer klopft da wirklich an?
Es gibt Besuche, auf die freut man sich, etwa der Besuch von Bekannten, die man lange nicht gesehen hat. Es gibt Besuche, auf die freut man sich sehr – liebenswerte Freunde, die man ganz ins Herz geschlossen hat. Und es gibt Besuche, da würde man am liebsten ein Schild an die Haustüre hängen: Heute niemand zu Hause.
Ein besonderer, nicht alltäglicher Besuch steht uns demnächst ins Haus. Nein, nicht der Besuch der buckeligen Verwandtschaft zu Weihnachten, sondern der Besuch Mariens, Josephs und des Kindes, die klopfend an der Tür unseres Lebens stehen und um Einlass begehren. Der Eingangsvers der Messfeier am dritten Advent kündigt diesen Besuch freudig an: „Freut euch im HERRN zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Denn der HERR ist nahe.“ Nahe heißt: Noch ist er nicht da, aber bald kommt er. Daher die Frage: Wie verhalte ich mich, wenn ER anklopft? Höre ich im Lärm und in der Hektik des Advents überhaupt sein Anklopfen? Wie meinte vorzeiten schon Karl Valentin? „Wenn die „staade Zeit“ vorbei is, wird’s a wieda ruhiger.“ Und wenn ich sein Klopfen höre, wie reagiere ich? Stelle ich mich taub als hätte ich nichts gehört oder öffne ich freudig meines Herzens Tür? Und wenn ich öffne, wer und was erwartet mich dann?
Darauf antwortet das Evangeliums dieses 3. Adventssonntags. Im Gefängnis sitzend, schickt Johannes der Täufer einige seiner Schüler mit einer ihn bedräng-enden Frage zu Jesus: „Bist du der, der kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“ Die Antwort Jesu an den Täufer ist auch die Antwort auf die zuvor gestellte Frage, was mich erwartet, wenn ich ihm, dem Anklopfenden öffne:
Was in mir blind ist, wird durch IHN sehend;
was mich lähmt, macht ER gehend;
wo ich taub bin, lässt ER mich wieder hören;
was in mir krank ist, wird durch IHN geheilt;
und was in mir tot ist, macht ER lebendig.
Übertrieben? Gewiss, solange man ihm nicht öffnet klingt das befremdend. Öffne ich ihm jedoch, dann wird das, was hier verheißen wird, Wirklichkeit, dann verändert sich mein Leben und erhält ein ganz neues Gepräge.
Advent – Zeit der „Klöpfelnächte“. Jetzt klopft ER bei Dir an. Daher ist es wichtig, in die Stille zu gehen, denn er poltert nicht, er klopft leise. Er lärmt und schreit nicht, sondern spricht mit der Stimme seines Herzens zu Deinem Herzen.
Steh auf, steh auf aus allem, was Dich in den Sessel der Seele niederdrückt, und öffne ihm und du wirst Zeuge eines großen Wunders. Eine Überraschung, wie sie freudiger nicht sein kann, wartet auf Dich. Denn der da anklopft, ist die große Liebe deines Lebens.
Komm, mach auf!
Dr. Bernhard Kirchgessner
Leiter Exerzitien- und Bildungshaus Spectrum Kirche Passau