
Brücken bauen wir Menschen viel genug. Aber wie sieht es mit Brücken im übertragenen Sinn aus, Brücken zu Mitmenschen? Da tun wir uns oft schwer. Jesus war ein Brückenbauer. Er hat uns vorgelebt, wie das geht. Seine Botschaft: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! Mehr dazu von Dompropst em. Hans Striedl in seiner Predigt zum 15. Sonntag im kirchlichen Jahreskreis am 14. Juli 2019.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Folgende Zeilen haben mich sehr nachdenklich gemacht: „Der Mensch überspannt zwar mit Stahlseilen die größten Flüsse, aber eine Brücke zu seinem Mitmenschen gelingt ihm oft nicht; eine Luftpost erreicht in 24 Stunden einen anderen Kontinent, aber ein freundliches Wort für den Nachbarn braucht oft Monate.“
Wenn Sie an diesem Sonntag in die Kirche gehen, werden Sie hören, wie ein Schrift-gelehrter Jesus fragt: „Was muß ich tun, damit ich in den Himmel komme?“ Jesus antwortet knapp und unmissverständlich: „Liebe Gott und liebe Deinen Nächsten, wie Dich selbst!“ Und er erzählt ihm die Geschichte von einem Mann, der von den Räubern überfallen wurde: Einige gingen an ihm vorbei, ohne ihn zu beachten, — vielleicht hatten sie gute Ausreden — ein Samariter hat sich seiner liebevoll angenommen, obwohl es für ihn riskant war, zu helfen.
Was wollte Jesus damit sagen?
Jeder geschlagene, in Not geratene Mensch, sei er nun Freund oder Feind, bekannt oder unbekannt, Deutscher oder Ausländer, jeder, der mir hier und heute begegnet, ist mein Nächster. Und da zählt keine Ausrede! Jesus hat es uns vorgelebt, worauf es ankommt: Gerade der Verachteten und Geschlagenen hat er sich besonders angenommen, hat Partei für sie ergriffen, ob es den Tonangebenden in Politik und Religion seiner Zeit passte oder nicht; ob er sich dafür Dank oder Undank oder gar Verfolgung einhandelte. Sein Tod am Kreuz war nur die letzte Konsequenz: Er, der „Barmherzige Samariter“ fiel selbst unter die Räuber.
Und Jesus sagt zu jedem von uns: „Geh hin und handle genau so!“ Und genau an solchem Handeln wird es sich entscheiden, welchen Weg unsere Kirche der Zukunft einschlagen wird: ob viele Menschen sagen: In dieser Kirche habe ich keine Heimat mehr oder aber, ob viele Unentschlossene und Zweifelnde zu dem Bekenntnis kommen: Zu dieser Kirche möchte ich auch gehören, wo man Menschen nicht ausgrenzt und mit ihren Verwundungen liegen lässt, sondern, wo man einander aufrichtet und weiterhilft.
Darf ich Ihnen am Schluß noch einen Satz von Karl Heinrich Waggerl mit auf den Weg geben: „Das Böse, das wir tun, wird uns Gott vielleicht einmal verzeihen, aber unverziehen bleibt das viele Gute, das wir nicht getan haben.“
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag!
Hans Striedl
Dompropst i.R.