
Was kann doch ein Transparent an einer Hausmauer bewirken: "Stoppt das Sterben im Mittelmeer!" Eine ganze Menge! Es regt zum Nachdenken an - und dazu, Dinge zu Verändern, als Christ einzutreten für Flüchtlinge und selbst aktiv zu werden. Jesus hätte wohl ähnliches gesagt und getan. Mehr dazu von Domdekan und Seelsorgeamtsleiter Dr. Hans Bauernfeind in seiner Predigt zum 19. Sonntag im kirchlichen Jahreskreis am 11. August 2019.
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Jemand hatte ein Transparent mit der Inschrift an einer Hauswand aufgehängt: „Stoppt das Sterben im Mittelmeer!“ Menschen auf der Flucht in eine bessere Zukunft wollen über das Meer nach Europa kommen. Die Fluchtboote sind miserabel. Viele ertrinken. Andere werden von wenigen Rettungsschiffen Gott sei Dank aufgenommen. Leider dürfen die Rettungsboote dann nicht überall anlanden. Dann beginnt das unwürdige Gezerre: Wer hilft? Wer prüft den Flüchtlingsstatus? Wo kommen die Flüchtlinge unter?
Was hier passiert, lässt mir keine Ruhe. Wie geht es ihnen? — Warum fliehen Menschen aus ihrer Heimat? Wie können wir helfen, dass sich deren Heimat zum Guten verändert, so dass Flucht keine Option mehr ist? Kann dem verantwortungslosen, geldgierigen Schlepperwesen nicht der Boden entzogen werden? Und: Können wir einfach zuschauen, dass Menschen im Meer ertrinken? Warum arbeiten die Länder der Europäischen Union bislang nicht besser zusammen? Was tun wir Christen? Wecken wir unsere Politiker durch unsere Interventionen auf? Kann es im christlichen Abendland Politik sein, zuzuschauen, wenn Menschen im Meer ertrinken – so ärgerlich es sein mag, dass alle Appelle, nicht über das Meer zu fliehen, nichts nutzen?
Jesus ruft uns heute im Evangelium, wachsam zu sein. Zu jeder Zeit kann es geschehen, dass er mich ruft, für ihn Stimme, Hand und Helfer zu sein. Bin ich dafür bereit? Ich gebe zu, dass ich von der Fülle derartiger Ereignisse überrollt und überfordert bin. Doch dann passiert es. Ein Schriftzug wie der an der Hauswand lässt mich nicht mehr los. Gerade da ruft mich Jesus mit aller Dringlichkeit: Handle in meinem Namen. Wirke gewaltlos und wahrnehmbar. Bring den Frieden in die Welt.
Darum bitte ich Sie heute: Seien Sie Stimme Jesu. Sagen Sie es weiter: „Stoppt das Sterben im Mittelmeer!“
Domdekan Hans Bauernfeind, Seelsorgeamtsleiter