
Hand aufs Herz: Wenn Sie beten, mit welchem Wort beginnt Ihr Gebet? Ist es oft das Wort "ICH": Ich bitte dich, ich danke dir, ...? Doch sollte beim Gebet nicht ICH, sondern eigentlich GOTT an erster Stelle stehen. Oder nicht? Gedanken dazu von Jugendpfarrer Wolfgang de Jong in seiner Predigt zum 17. Sonntag im kirchlichen Jahreskreis am 28. Juli 2019.
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Hand aufs Herz: Wenn Sie beten, mit welchem Wort beginnt Ihr Gebet? Ist es oft das Wort “Ich”: Ich bitte dich, ich danke dir, …? Nichts gegen ein solches Beten! Dass überhaupt noch gebetet wird in unserer weithin gottvergessenen Welt, das ist sicher schon etwas. Aber das Gebet Jesu schaut ganz anders aus. Im heutigen Sonntagsevangelium lehrt Jesus seinen Jüngern das Vaterunser-Gebet. In diesem Gebet geht es Jesus um Gott: “Vater, dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme.” Und wenn es um uns selbst geht, dann haben wir eigentlich nur um zwei Dinge zu bitten: um das tägliche Brot, d. h. um das, was wir lebensnotwendig brauchen, und um die Sündenvergebung durch Gott sowie die gegenseitige Vergebungsbereitschaft. Das sind die Themen Jesu. Das erste, das tägliche Brot, ist für uns eine Selbstverständlichkeit, und das zweite, die Sündenvergebung, erscheint für viele überhaupt kein Thema mehr.
Spüren Sie, welche Herausforderung in diesem berühmtesten aller christlichen Gebete liegt? Vergleichen wir das Vaterunser mit einer der vielen wunderbaren Gebetssammlungen und langen Meditationen, wirkt es eher schroff. Das ist aber schon der erste Maßstab an unser Beten: Machen wir zu viele Worte oder beschränken wir uns auf das Wesentliche? Glauben wir, Gott mit vielen Worten bestürmen zu müssen? Und die zweite Anfrage des Vaterunser-Gebets an uns: Geht es uns beim Gebet um uns oder um Gott? Schauen wir nur mal auf den ersten Satz des Vaterunser-Gebets: “Vater, dein Name werde geheiligt.” Gottes Name wird geheiligt, wenn wir vor ihm innehalten und schweigen. Gottes Name wird geheiligt, wenn wir den Mitmenschen ehrfurchtsvoll begegnen; oder wenn wir dankbar die Gaben der Schöpfung empfangen. Gottes Name wird geheiligt, wenn wir uns in der Öffentlichkeit zu ihm bekennen und für unseren Glauben eintreten. Gottes Name wird geheiligt, wenn wir den Schutz der Schöpfung dem Wachstumswahn vorziehen. Gottes Name wird geheiligt, wenn er – Gott – bei uns persönlich immer an erster Stelle bleibt. Geheiligt werde dein Name!
Wolfgang de Jong, Jugendpfarrer