Das glauben wir

Jeder Mensch ist kostbar

Stefanie Hintermayr am 13.09.2019

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Jesus hat sich zu Lebzeiten vor allem mit den Menschen umgeben, die an den Rand der Gesellschaft gedrückt wurden. Warum er genau das tat und damit auch heute noch aneckt, darüber spricht Dr. Bernhard Kirchgessner, Leiter des Exerzitien- und Bildungshauses Spectrum Kirche Passau, in seiner Predigt zum 24. Sonntag im kirchlichen Jahreskreis.

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Er muss gewal­tig Anstoß erregt haben und den Pha­ri­sä­ern und Schrift­ge­lehr­ten ganz ordent­lich auf den Sen­kel gegan­gen sein, die­ser Jesus aus Naza­ret. Sein regel­mä­ßi­ges Ein­keh­ren in den Häu­sern von Zöll­nern und orts­be­kann­ten Sün­de­rin­nen und Sün­dern, sein Mahl­hal­ten mit dem Gesin­del der Gesell­schaft hat ihn in den Augen der From­men in Ver­ruf gebracht. Und so einer behaup­tet, im Auf­trag Got­tes zu spre­chen und zu han­deln? Das ist ja absurd! In der Tat ist das absurd; wäre er ein Mann der poli­ti­cal cor­rect­ness, so hät­te er den herr­schen­den Regie­ren­den und Reli­gi­ons­füh­rern nach dem Mun­de gere­det, wäre als VIP in deren Häu­sern zu Gast gewe­sen und auf ein ganz ande­res Echo gesto­ßen. Aber so?! War­um war er nur so?

Jesus pro­vo­ziert nicht um des Pro­vo­zie­rens wegen, son­dern mit sei­nem Ein­satz für die Rand­stän­di­gen belegt er ein­drucks­voll, wie unend­lich wich­tig, wie lie­bens­wert ein jeder, wirk­lich ein jeder Mensch für Gott ist; so wert­voll, wie das ver­lo­re­ne Schaf im Gleich­nis; der Hir­te lässt sogar die 99, auf die er sich voll ver­las­sen kann, allei­ne zurück, um den Aus­büch­ser ein­zu­fan­gen und zurück­zu­brin­gen; so wert­voll und kost­bar ist jeder Mensch, wie der Frau im Gleich­nis die ver­lo­re­ne Drach­me; mate­ri­ell bedeu­tet die Drach­me wenig, ideell jedoch viel.

Eltern mit unglei­chen Kin­dern wer­den die­se bei­den Gleich­nis­se gut nach­voll-zie­hen kön­nen. Das eine Kind ist das Pfle­ge­leich­te, Ziel­stre­bi­ge, Eif­ri­ge und tut sich mit allem leicht. Das ande­re Kind hin­ge­gen tut sich mit allem schwe­rer, scheint unmo­ti­viert, trä­ge, ja mit­un­ter fürs Leben unge­eig­net. Und doch lie­gen den Eltern bei­de Kin­der glei­cher­ma­ßen am Her­zen, wobei sie wohl wis­sen, dass das schwie­ri­ge­re Kind mehr Zuwen­dung, Lie­be und Nach­sicht braucht. Doch bei­de sind nun mal ihre Kinder.

Bei­de Gleich­nis­se, und auch jenes vom sog. Barm­her­zi­gen Vater bzw. ver­lo­re­nen Sohn, dass sich anschließt, endet mit der Auf­for­de­rung: Freut euch mit mir! Alle, die hören, wie sehr ein jeder Mensch Gott am Her­zen liegt, alle, die die Kun­de ver­neh­men, wie zuge­wandt Gott einem jeden Men­schen ist, wie sehr er sich bemüht, dass ein jeder am Freu­den­mahl in sei­nem Reich teil­neh­men kann, mögen sich beim Hören die­ser Bot­schaft freu­en, selbst die Pha­ri­sä­er und Schrift­ge­lehr­ten, selbst die reli­giö­sen Tra­di­tio­na­lis­ten, die 150%igen, bei denen der 90%ige weni­ge und der 40%ige schon gar kei­ne Chan­ce hat.

Ganz ehr­lich: Ist es nicht wohl­tu­end heu­te vom Evan­ge­lis­ten Lukas zu hören, wie sehr sich dies­be­züg­lich Gott von uns Men­schen unter­schie­det? Bei uns hat doch manch einer, vor allem der Schwie­ri­ge, kaum eine Chan­ce. Wir lie­ben den kom­mo­den und fle­xi­blen Nach­barn, den Sor­gen­kin­dern die­ser Welt gehen wir doch eher aus dem Weg. Von Jesus ler­nen heißt, einen jeden Men­schen so anzu­neh­men, wie er ist. Von Jesus ler­nen heißt daher, den ver­meint­lich Ver­lo­re­nen nach­zu­lau­fen, sie ein­zu­fan­gen und zurück­zu­ho­len. Das kos­tet Mühe und Schweiß, das nervt zuwei­len auch, aber es lohnt sich, denn nie­mand ist Gott gleich­gül­tig. Jeder Mensch ist unend­lich kostbar.

Bern­hard Kirch­gess­ner,
Lei­ter des Exer­zi­ti­en- und Bil­dungs­hau­ses Spec­trum Kir­che Passau

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