Arme, Krüppel, Lahme, Blinde - würde wir diese Menschen zum Festmahl einladen? Jesus tut genau das. Er lädt genau sie zum Mahl zur Ehre Gottes ein. Warum macht er das? Gedanken hierzu von Domdekan und Seelsorgeamtsleiter Dr. Hans Bauernfeind in seiner Predigt zum 22. Sonntag im kirchlichen Jahreskreis am 1. September 2019.
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Miteinander zu essen, ist Lebenskultur. Sie stärkt Beziehung, öffnet das Gespräch, schafft Vertrauen und Sicherheit. Das gemeinsame Mahl hat prägende Kraft für das Miteinander in der Gesellschaft. Anders gesagt: So wie wir miteinander essen, so leben wir auch sonst miteinander im öffentlichen Leben.
Im heutigen Evangelium nach Lukas wird Jesus zu einem Essen eingeladen. Es findet an einem Sabbat, einem strengen Ruhetag zur Ehre Gottes statt. Jesus merkt, wie er beobachtet wird. Er nutzt die Situation und erläutert, wie das gemeinsame Essen an diesem Sabbat tatsächlich für Gott zur Ehre und den anwesenden Gästen sowie dem Gastgeber zum Segen werden könne. Er spricht: Wer Gott am Sabbat und auch sonst ehren möchte, der stellt sich nicht über andere Menschen. Es sei überheblich, für sich gierig die besten Plätze einnehmen zu wollen – ohne Rücksicht auf andere. Viel besser wäre es, sich zurückzunehmen und woanders niederzusetzen. Möglicherweise holt ihn dann der Gastgeber zu besseren Sitzen.
Jesus möchte also, dass Menschen demütig und respektvoll miteinander umgehen, nicht demütigend und herablassend — nach dem Motto: Mir stehen die besten Plätze zu, nicht dir.
Jesus spricht auch ein klärendes Wort an den Gastgeber. Es sei ja gut, dass er zum Mahl am Sabbat einlade. Aber jeder der Geladenen könne nun seinerseits ihn wieder zum Essen einladen. Dann ist der liebende und dienende Charakter seiner Tat wieder wettgemacht. Wenn er aber mit seinem Mahl Gott ehren wolle, dann wäre es gut – ich zitiere Jesus: „Arme, Krüppel, Lahme und Blinde“ einzuladen. Denn sie könnten es ihm nicht einfach wiedervergelten. So würde sein Mahl Gott alle Ehre erweisen und zum hilfreichen Segen für seine Gäste werden, die sich ihrer Würde vor Gott und beim Gastgeber gewiss werden könnten.
Jesu Tischordnung ist erfüllt vom Geist Gottes. Sie schafft eine menschenwürdige und mit gegenseitigem Respekt erfüllte Gesellschaft. Sie verändert mich und die Welt.
Domdekan Hans Bauernfeind, Seelsorgeamtsleiter